Der Steinerne Tisch


Neues vom Steinernen Tisch:

Die Gaststätte "Steinerer Tisch" hat seit Frühjahr 2017 einen neuen Besitzer. Gegenwärtig finden Umbaumaßnahmen statt. An den Wochenende hat sie meistens geöffnet. Im Angebot waren nur einfache Speisen und Getränke.

Weitere Informationen auf: Steinerner Tisch .


Einleitung:

Wehlwiese am steinernen Tisch
Die Wehlwiese am steinernen Tisch

Der Ort an dem sich der "Tisch aus Stein" befindet, ist nicht zufällig gewählt, sondern wurde mit Bedacht ausgesucht. Zur Zeit seiner Errichtung lag diese Stelle am Rande einer großen bewirtschafteten Weise, die als "Wehlwiese" bezeichnet wurde.

Die Wehlwiese war eine alte gerodete Waldfläche im Basteiwald, und gehörte, wie es der Name schon sagt, zu Stadt Wehlen. Erreichbar war sie über einen Wirtschaftsweg der über den Steinrücken auf die Basteihochfläche führte. Die Grenzen der ehemaligen Bewirtschaftungsflächen werden heute in etwa von den Wanderwegen: "Fremdenweg- Weg zur Basteistraße- Gansweg- Weg zum Personalparkplatz" markiert. Zahlreiche neben den Wegen gesetzte Grenzsteine kennzeichnen noch heute die Grenzen der ehemaligen Rodungsfläche.

Diese Wiese wurde schon um 1600 bei der Landesaufnahme von Mathias Oeder , als "Die Wehl wisen" erwähnt und vermessen. Auch ca. 200 Jahre später spricht Götzinger von einer Wiese die man "Wehle" nennt. Die ungefähren Grenzen der Wiese zeigt die nebenstehende Abbildung. Man erkennt die Lage des Steinernen Tisches am Rande der Wiese und eine Ort der als "Basteikreuz" bezeichnet wird.

Die Lage der Wehlwiese auf historischen Karten :

Meilenblätter von Sachsen - Berliner Exemplar (1781) Wehlwiese nicht oder schwach bewaldet

Meilenblätter von Sachsen, "Dresdner Exemplar" (1781) Wehlwiese leicht oder nicht bewaldet

Meilenblätter von Sachsen, "Freiberger Exemplar" (1781 - Nachträge von 1876) Wehlwiese als bewaldet gekennzeichnet

Die Meilenblätter sind das Ergebnis der von 1780 bis 1806 durchgeführten topographischen Landesaufnahme von Sachsen. Diese wurde unter F.L. Aster (1732-1804), dem späteren Leiter des Ingenieurkorps der sächsischen Armee, auf der Grundlage einer Triangulation als Messtischaufnahme vorgenommen.

Wenn begonnen wurde, die ehemals landwirtschaftlich genutzte Fläche wieder aufzuforsten oder aber sich selbst zu überlassen, ist nicht genau bekannt. Es ist aber ein Zeitraum zwischen 1840 bis 1860 zu vermuten. Heute jedenfalls ist die ehemalige "Wehle" vollständig bewaldet. Ein Teil der Fläche ist gegenwärtig Landeswald der andere befindet sich in Privatbesitz.

Der schon erwähnte, von Stadt Wehlen sich auf die Basteiebene heraufziehende Wirtschaftsweg, ist schon in Oeders Karten verzeichnet. Aber schon viel eher, im 13 Jh., führte ein historisch bedeutsamer Weg von Stadt Wehlen kommend an der Wehlwiese vorbei. Weiter ging es nach Rathewalde, über den Hohburkersdorfer Rundblick bis nach Stolpen. Die Burg Wehlen war zu dieser Zeit ein bedeutenden Verwaltungssitz für zahlreiche umliegenden Dörfer. Nach einer Reform des Verwaltungswesens im Jahre 1547 verlor Wehlen aber als Verwaltung an Bedeutung.

Zu erwähnen ist auch, dass schon viel früher historische Siedlungsspuren auf der Fläche der Wehlwiese nachweißbar sind. So wurde hier ein "mittelständiges Lappenbeil" aus der Bronzezeit (2200- 800 v.d.Z.) aufgefunden. [1]


Der Steinerne Tisch:

Wenn auch der Aufwand wesentlich größer war, Wegsäulen, Bänke und Tische fertigte man früher außerhalb von Ortschaften gern aus Stein.- Zumal möglicherweise dazu auch noch ein historischer Anlass bestand.: So geschehen im Jahre 1710 mit dem Steinernen Tisch im Basteiwald am Rande der ehemaligen Wehlwiese, die wiederum möglicherweise sogar eine bronzezeitliche Rodungsinsel gewesen sein könnte.

Steinerner Tisch - Historische Aufnahme
Steinerner Tisch (ca.1950)

Doch welcher Grund bestand 1710, hier einen sandsteinernen Tisch aufzustellen? Im Jahre 1710 fand im Lohmener Forstrevier eine weitreichende Grenzfestsetzung statt, wie entsprechende Einmeißlungen an Felsblöcken bis zum Kuhberg hin, noch heute belegen. Für den Lohmener Wald waren solche Berainungen erstmals 1615 erfolgt. 1816 zur ersten Forsteinrichtung, die unter Leitung von Heinrich Cotta stand, gab es für das Revier Lohmen dann auch erstmals eine Forstvermessung, die größtenteils noch heute gültig ist.

Was aber hat die Grenzvermarkung von 1710 mit einem steinernen Tisch zu tun?

Schon Wilhelm Leberecht Götzinger gab in seinem 1804 erschienenen Reisehandbuch "Schandau und seine Umgebung oder Beschreibung der sogenannten sächsischen Schweiz" darauf eine zuverlässige Antwort:

Der zur Bastei Wandernde erreicht nach dem Aufstieg im Höllengrund „eine Ebn, undbald durch ein Stück Wald eine große Wiese, oder ein Räumigt, welches man die Wehle nennt.. Gleich an ihr noch unter den Bäumen des Waldes ein großer viereckiger steinener Tisch und um ihn steinerne Bänke. Dieser ist im Jahre 1710 bei der Gelegenheit gesetzt worden, als mit der Wehle eine Bereinung vorgenommen ward, und sich wegen einer dabei angestelllten großen Jagd viel vornehme Personen darzu einfanden. Auf dem Rand dieses Tisches sieht man eine Menge Buchstaben eingegraben, welche die Namen der dabei bsfindlichen Personen aufzeigen.“

In diesem Zusammenhang steht auch der Name Reingrund der sich in unmittelbarer Nähe des Steinernen Tisches befindet. Auch in anderen Gebieten der Sächsischen Schweiz ist der Rain- im Wege- oder Ortsnamen enthalten, z.B. Rainwiese.

Einige Autoren sowie der Volksmund meinen sogar, dass die beteiligten Personen an einem Jagdfrühstück August des Starken teilnahmen, was nach einer Grenzfeststellung zum kurfürstlichen Lohmener Walde durchaus möglich sein konnte. Da solche Ereignisse gern mit einer Jagd verbunden wurden und sich im Gefolge des Kurfürsten auch zahlreiche weitere Edelleute befanden, wiesen die zuständigen Forstbeamten die unweit entfernten Steinbrecher an, eine Sitzgelegenheit für die zu erwartende Jagd zu errichten an der auch August der Starke teilgenommen haben soll.

Es handelt sich also bei dem Steinernen Tisch um ein forst- und jagdgeschichtliches Denkmal, und nicht um einen Zeugen der touristischen Erschließung, die ja auch erst um 1800 im Basteigebiet begann.

Der Zahn der Zeit hatte an dem historischen Tisch allerdings schon lange genagt. Der waldnutzungsgeschichtlichen Bedeutung wegen nahm sich die zu ständige Forstbehörde von Lohmen eine Instandsetzung vor. Im Juni 1994 wurden die nördliche und die südliche Steinbank mit Hilfe der Sächsischen Sandsteinwerke in Pirna durch Waldarbeiter des Sächsischen Forstamtes in Lohmen erneuert. Die nördliche Bankplatte war seit geraumer Zeit in mehrere Teile zerbrochen. Bei der südlichen Steinbank fehlte ein größeres Eckstück.

Der Steinerne Tisch - 2013
Steinerner Tisch - 2013

Inwieweit die auffällig glatt behauenen Sitzflächen mit ihren geriffelten Kanten und eisernen Verbindungen zu den Sockelsteinen überhaupt noch aus dem Jahre 1710 stammen, oder schon im vorigen Jahrhundert- etwa um 1850 zum Basteibrückenbau (die Balkonaussicht an der Basteibrücke zeigte bis 1968 eine ähnliche Bauweise)- getätigte Erneuerungen darstellen, bleibt leider ungeklärt.

In den Anfangsjahren der touristischen Erschließung wurde der Weg durch den Höllengrund auf die Bastei eher gemieden. Nach einem kurzen Abstecher in den finsteren Tscherregrund lief man zurück, und anschließend weiter nach Stadt Wehlen. Anschließend ging es Elbeaufwärts bis nach Rathen.

Carl Heinrich Nicolai erwähnt in der ersten Ausgabe (1801 - Seite 26) seiner "Wanderung durch die Sächsische Schweiz" einen Weg auf die Bastei, beschreibt ihn hier aber nicht genauer. Er schrieb "man durch dasselbe auf dem kürzesten Weg auf die Rathener Felsenrücken kommen, doch tut der, der Zeit genug hat sich umzusehen, wohl besser, wenn er gerade fort auf Stadt Wehlen geht.". Ein Steinernen Tisch und eine Wiese im Basteigebiet werden von ihm nicht erwähnt. Auch in der 2.Ausgabe 1811 (Seite 46) erwähnt er weder den Weg durch den Höllengrund noch einen anderen Weg auf die Basteihochfläche sondern geht kommentarlos zurück und weiter nach Stadt Wehlen.

Wie Nicolai ist auch Götzinger der Weg durch den Höllengrund am Steinernen Tisch vorbei zur Bastei bekannt. Aber auch er geht zurück um durch den Wehlgrund nach Stadt Wehlen zu wandern.

Erst in der zweiten Ausgabe (1812 S.69) von Götzingers Wanderführer haben sich die Verhältnisse geändert. "Wer nicht nach Wehlstädtel will, der geht freilich hierher (an den steinernen Tisch) am besten, denn er kömmt von hier aus schon bald auf die Bastei und nach Rathen". Das weisst darauf hin, dass der Weg mittlerweile an Attraktivität zugenommen hat.

Später wird der Weg durch den Höllengrund und über den Steinrückenweg immer beliebter was dem Steinerne Tisch einen festen Platz in vielen Reisebeschreibungen verschaffte.


Gaststätte Steinerer Tisch

Unmittelbar neben der steinernen Sitzgelegenheit befindet sich die Gaststätte "Steinerner Tisch". Wann diese erbaut wurde, ist leider nicht bekannt. In den ersten Reisebeschreibungen ist jedenfalls noch nicht die Rede von einer Gaststätte oder wie zur damaligen Zeit üblich, einer Rindenhütte, in der einfache Speisen und Getränke angeboten wurden.

Gaststätte Steinerner Tisch
Gaststätte Steinerner Tisch

Um 1910 ist in alten Schriften von einem Besitzer Martin Pretzscher aus Wehlen die Rede. Errichtet wurde ein Gebäude an dieser Stelle aber schon wesentlich eher.

Auf der Äquidistantenkarte 84 : Section Königstein von 1897 ist ein Gebäude neben dem Steinernen Tisch eingetragen. Auch ist auf der Karte die ehemalige "Wehlwiese" als bewaldet gekennzeichnet.

Herr Dr. Oskar Lehmann erwähnt in "Die Bastei in der Sächsischen Schweiz - Festschrift zur hundertjährigen Jubelfeier" von 1897 den Steinernen Tisch. Darin wird auch von einer Erfrischungsbude an der Wehlwiese berichtet.

1945 soll die Gaststätte ein Raum aus vier Wänden und einem Dach gewesen sein. Die eigentlichen Besitzer befanden sich nach dem Krieg in Westlichen Teil von Deutschland. Dies hatte zur Folge, dass die Gaststätte in den Besitz der Gemeinde Lohmen gelangte.

Von der Gemeinde wurde die Gaststätte an die Familie Beyer aus Mühlsdorf, einem Ortsteil von Lohmen, verpachtet. Diese baute aus dem Gebäude eine kleine attraktive Gaststätte. Nach der Familie Beyer pachteten die beiden Rathewalder Frauen Ebschner und Mittag die beliebte Gaststätte. Als es zu größeren Umbauten auf der Bastei kam wurde am Steinernen Tisch ein Nebengebäude mit Toilette und Garage errichtet. Zu dieser Zeit waren die Herren Dießner und Wloch die Leiter der Gaststätte. Nach diesem beiden kam Herr Krella, die Eheleute Bigos und zuletzt Frau Römer.[2]

Nach der Wende 1990 erhob die ehemalige Besitzerin Frau Schmidt Anspruch auf ihre Gaststätte. Nachdem sie ihr Eigentum zurückerhalten hat, wurde die Gaststätte, nachdem sie mehrmals leer Stand, wiederholt verpachtet.

Nachdem der letzte Pachtvertrag nicht verlängert wurde, war die Gaststätte "Steinerner Tisch" ab dem 1. Mai 2012 geschlossen.

Nach Jahren des Leerstandes hat hat die Gaststätte seit Anfang 2017 einen neuen Besitzer. Nach ersten um- und erweiterungsarbeiten hat dieGaststätte an den Wochenenden geöffnet.

Etwa 70m nördlich der Gaststätte steht in einem Graben ein kleines gemauertes Häuschen in dem sich früher eine elektrisch angetriebene Pumpe zur Wasserversorgung der Gaststätte befand.

Nur wenige Meter neben dem Steinernen Tisch befindet sich eine historische Wegweisersäule die in der Vergangenheit dem Reisenden den richtigen Weg wies.

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Literaturquellen: :

[1] - Richard Vogel- Werte unserer Heimat (Gebiet Königstein)

[2] - Konrad Große - ehemaliger Revierförster in Lohmen

[3] - Mitteilungsheft 12 - Sächsischer Heimatschutz - Gab es eine Altstraße über den "Steinrückenweg" bei Stadt Wehlen?


Interessante links :

- Sächsische Kartenwerke


Letzte Änderung am 10.01.2017


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