Wer auf dem touristisch stark frequentierten Basteiweg zwischen der Bastei und Rathen unterwegs ist, dem sei ein kleiner Abstecher zur Tiedgeaussicht wärmstens empfohlen.
Der Zugang befindet sich gegenüber dem Mönch, einem bekannten Kletterfelsen, der von einer eisernen Mönchsfigur gekrönt wird. Auf dem Aussichtspunkt Tiedge lädt eine in den Fels gehauene Bank zum Verweilen ein. Die Aussicht bietet einen herrlichen Blick über die Elbe, den Kurort Rathen, die Weißen Brüche bis nach Stadt Wehlen.
Seinen heutigen Namen verdankt der "Tiedge" einer Inschrift an der Nordseite des Felsens. Sie lautet "Zur Erinnerung an Tiedge, den Sänger der Urania" und ist dem Dichter Christoph August Tiedge (1752 - 1841) gewidmet. Die Einmeißelung erfolgte 1855 auf Initiative der 1842 gegründeten "Tiedge-Stiftung".
Tiedge lebte auch einige Zeit in Halle, wo er unter anderem mit Christian August Gottlob Eberhard befreundet war, der die Bastei unter dem Pseudonym Ysop Lafleur in dem Buch "Ysop Lafleurs sämtliche Werke oder meiner Herrschaft und meiner Wenigkeit romantische Reise in die sächsischen Sandsteingebirge an der Elbe" bekannt machte.
Tiedke erlangte nicht so viel Ruhm und Anerkennung wie andere Dichter seiner Zeit. Lediglich sein Werk "URANIA" (1801) hinterließ damals bei vielen Menschen einen nachhaltigen Eindruck. Die "URANIA" ist eine poetische Abhandlung über die Philosophie Kants.
Erwähnenswert ist seine enge Beziehung zu seiner langjährigen Freundin und Lebensgefährtin, der Dichterin und Schriftstellerin Elisa von der Recke. Beide sind gemeinsam auf dem Inneren Friedhof in Dresden begraben. Auch mit Ludwig von Beethoven stand er in Verbindung, der unter anderem das Urania-Gedicht "An die Hoffnung" vertonte.
Der ursprüngliche Name lautet "Rosenbettfels" und leitet sich vom mittelhochdeutschen Wort "rosz" ab, was mit "steil, schroff" übersetzt werden kann. Auch andere Bezeichnungen wie "Bacchus" und "Bürgermeister" wurden in der Vergangenheit für den Felsen verwendet [2].
In der Zeitschrift "Über Berg und Tal" 9.1893 wurde eine Anekdote zur Entstehungsgeschichte der Inschrift am "Tiedgestein" veröffentlicht:
"Nach dem Tode des Dichters (1841 zu Dresden) wollten ihm einige Verehrer eine Erinnerung widmen und zwar wollte man an dem jetzt nach dem Dichter "Tiedgestein" genannten", jedem Schweizreisenden bekannten, alleinstehenden Felsen auf dem Wege von Rathen nach der Bastei, beim sogenannten Rosenbett, die jetzt dasselbe zu lesende Inschrift :"Zur Erinnerung an Tiedke,den Sänger der Urania". Da man annahm, dass dieser Fels dem Staat gehöre, suchte man in einer Audienz bei König Friedrich August II. von Sachsen um die Erlaubnis zur Anbringung dieser Inschrift nach. Der König, der als begeisterter Freund der Botanik die sächsische Schweiz oft und nach allen Richtungen durchwandert hatte und dem daher auch die Restaurationen derselben und deren Besitzer nicht unbekannt gewesen sein mochten, erwiderte den Bittstellern, dass er die erbetene Genehmigung nicht geben könne, da der Felsen dem Kaiser gehöre*) Die Herren entfernten sich, kamen dabei aus dem Staunen nicht heraus, denn einen deutschen Kaiser gab's damals nicht. Man beschloss nun, sich an Ort und Stelle nach den Verhältnissen zu erkundigen und begab sich nach Rathen, um im dortigen Erbgericht durch den die Gäste begrüßenden Wirt zu erfahren, dass besagter Felsen ihm (Herrn Kayser) gehöre. Jetzt war das Rätsel der Sphinx gelöst und gern erteilte nun der "Kayser"die Erlaubnis zur Anbringung obriger Inschrift
Der Sandstein ist ein weiches und wenig dauerhaftes Gestein, das einer raschen Verwitterung unterliegt. Bereits um 1850 sollen am Tiedge erste Erhaltungsarbeiten durch Abstützen absturzgefährdeter Stellen durchgeführt worden sein [3]. Andere Quellen [2] sprechen vom Baujahr 1881.
In der Zeitschrift "Über Berg und Tal" heißt es dazu: "... Da auf Grund der Stiftungsstatuten dieser Felsen und seine Umgebung als Tiedge- Denkmal "stets sorgsam zu unterhalten ist," und es kein anderes Mittel gab, dem Einsturze des Felsens vorzubeugen, das Stiftungskomitee eine Untermauerung des Felsens ausführen lassen". Die Kosten dafür beliefen sich auf 2424,5 Mark [3].
Der imposante Fels beeindruckt nicht nur Wanderer, sondern ist auch ein beliebter Kletterfelsen für Bergsteiger. Insbesondere der "Alte Weg" an der Südseite des Felsens stellt auch für geübte Kletterer eine besondere Herausforderung dar. Er hat den Schwierigkeitsgrad VIIb und wurde erstmals 1909 von Karl Ullrich und Kurt Ullrich, F. Massak, H. Irmscher bestiegen.
Am Tiedge befindet sich auch der Ausgangspunkt auf die Rahm-Hanke, einen schmalen nicht ungefährlichen Bergpfad. Er führt unterhalb der Bastei unterhalb, und endet am Wartturm.
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- Lebenslauf Christoph August Tiedge (Wikipedia)
- Lebenslauf Christoph August Tiedge (Wikisource)
- Das Buch - "URANIA- über Gott,Unsterblichkeit und Freiheit ... "
-[1] Richard Vogel- Werte unserer Heimat (Gebiet Königstein)
-[2] Hans Werner Rumpf - Rathewalde "Die Sächsische Schweiz von A bis Z"
-[3] "Über Berg und Tal" 5.1882
Letzte Änderung am 14.08.2025 |