Die Burg Neurathen ist eine der größten und gewaltigsten Burgen in der sächsischen Schweiz. Man nimmt an, dass diese Burg etwa zur gleichen Zeit entstand wie die Burg Altrathen. Wahrscheinlich fällt die Entstehung ins 11. Jh., da zu dieser Zeit die Region der Sächsischen Schweiz vor allen durch Franken besiedelt wurde und die Ländergrenzen, des damals noch böhmischen Gebietes, gegen die Meißner Markgrafen abgesichert werden mussten.
In die schriftlich belegte Geschichte trat die Burg Neurathen erstmals im Jahre 1361 ein, als in einer Urkunde von zwei Burgen Rathen die Rede ist. Hieraus lässt wahrscheinlich auch der Name "Neu" Rathen erklären, da diese Burg erst 100 Jahre nach ihrer tiefer gelegenen Schwesterburg urkundlich erwähnt wurde. Aufgrund der unmittelbaren Nähe der zwei Burgen zueinander und ihrer eventuellen Verbindung waren sie die meiste Zeit in der Hand eines Herrschers, welcher jedoch häufig wechselte. Von der ersten Nennung, bis zu ihren Untergang 1469 teilte die Burg also das Schicksal mit Altrathen.
Nachdem die Burg im Jahre 1469 nach fast zweijähriger Belagerung in Brand geschossen wurde und völlig ausbrannte, verlor sie ihre Bedeutung und geriet in Vergessenheit. Als der Freiberger Markschneider Mathias Oeder 1593 eine Karte der Gegend anfertigte, befand sich neben einem Wächterhaus noch ein zweites Gebäude auf dem Gelände der Burganlage.
In den nächsten 200 Jahren wurde es ruhig um die Burg. Nur ab und zu wurden die Reste von den Einwohnern Rathens als Zufluchtsstätte vor herannahenden Truppen in Kriegszeiten aufgesucht. Dies geschah 1639 während des 30 jährigen Krieges, wie auch 1706 im nordischen Krieg. Aus letzterer Zeit blieb uns eine Inschrift von Christopf Hase, im sogenannten Schwedenraum innerhalb der Burganlage erhalten: "CHRISTOPH HASE 1706 "WAR TER SWEDE IN LANTE ES KUSTETE VIL GELT".
Seit etwa 1800 begann die touristische Erschließung des Basteigebietes, wobei die ehemalige Burganlage zwar häufig besichtigt aber nicht erschlossen wurde. 1814 ließ Förster Auerswald einen Steg vom Neurathener Felsentor zur Steinschleuder erbauen. Dabei legte man auch eine mittelalterliche Stufenreihe auf die Steinschleuder, den mittleren Basteifelsen, frei. Darauf fand man große und Balkenfalze, so das man annimmt, dass hier einstmals eine Steinschleuder stand.
Erst 1906 begann der Dresdner Arzt Herbert Beschorner mit ersten Ausgrabungsarbeiten. Die Auswertung seiner wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlichte er in Meiches Buch "Die Burgen und vorgeschichtlichen Wohnstätten in der sächsischen Schweiz". Er fand mehrere Räumlichkeiten und entdeckte bei der Ausgrabung der Zisterne zwei Steinkugeln einer Steinschleuder. Die alten Wege waren mit teilweise bis zu 2 Metern hohem Brandschutt bedeckt, den man teilweise abtrug. Eine zweite, viel umfangreichere Grabung wurde unter Leitung von Dr. H. Lindner in den Jahren zwischen 1929 und 1934 durchgerührt. Man begann mit Schürfungen am Fuß der Burg, bei der zahlreiche Knochen und Keramikstücke gefunden wurden.
Zu diesen Ausgrabungen wurde vom Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz im Juli 1934 ein Informationsblatt "Die Felsenburg Neurathen bei der Bastei" herausgegeben.
1932 entdecke Alfred Neugebauer den einstigen Wehrgang. Dieser wurde 1934 auf 120 Metern rekonstruiert und für Besucher zugänglich gemacht. Weiterhin trug die Forschergruppe großzügig Boden ab, um weitere Wohnstätten freizulegen. Der Wehrgang verfiel in der Zeit des zweiten Weltkrieges stark, so dass er im Jahre 1953 erneuert werden musste. Als man 1982 mit der Rekonstruktion des Wehrganges und anderer Punkte im Bereich der Burganlage begann, war dieses auch der Beginn der zunächst letzten Ausgrabungsperiode, die bis 1985 andauerte. Hauptaugenmerk wurde dabei auf die besondere Wasserversorgungsanlage gelegt, die ein Novum dieser Zeit darstellt. Wie auf vielen Burgen üblich, wurde das Wasser in einer Zisterne gesammelt, von dort aber zunächst durch einen Kiesfilter zur Reinigung geleitet und erst dann entnommen. Außerdem fand man auch viele Gebrauchsgegenstände. Durch all diese Informationen war es möglich eine Rekonstruktion der Burganlage sowie ihrer Funktion zu erstellen.
Als sicher gilt, dass es sich um eine Holzburg handelte, die als Besonderheit einen vollständigen Wehrgang besaß, der sogar die steil abfallenden Nord - und Westflanken mit einbezog. Da die Hauptburg Altrathen recht klein war und sich nicht als Wohnburg eignete, ist anzunehmen, dass die Burg Neurathen als solche genutzt wurde. Eine Zugbrücke befand sich am Neurathener Felsentor, wobei die dazugehörigen Balkenfalze noch heute deutlich erkennbar sind. Über der Mardertelle befand sich eine hölzerne Brücke. Auf dem mittleren Basteifelsen, auf den eine alte Stufenreihe führt, stand seinerseits eine Steinschleuder, mit deren Hilfe im Falle eines Angriffes die eben genannte Brücke zerstört werden konnte.
Am 15.08.2013 unterzeichnen die Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz und die Gemeinde Lohmen den neuen Mietvertrag zur Felsenburg Neurathen, mit dem die Mietdauer der beliebten Schauanlage für die Gemeinde bis 2025 verlängert wird.
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Letzte Änderung am 06.012.2021