Das Fürstenhaus der Wettiner gehört zu den ältesten deutschen Fürstengeschlechtern mit der Stammburg Wettin bei Halle. Kaiser Heinrich IV. belehnte 1089 Heinrich von Wettin mit dem Amt des Markgrafen von Meißen. Die Herrschaft der Wettiner endete im Jahr 1918.
Im Jahr 1889 feierte das sächsische Königshaus das 800-jährige Jubiläum seiner Herrschaft in Sachsen. Dieses Ereignis wurde vom 15. bis 19. Juni in Dresden opulent gefeiert.
Auch viele kleinere Städte, Ortschaften und Vereine wollten ihre Verbundenheit mit dem sächsischen Regenten zum Ausdruck bringen. So wurden z.B. Bäume gepflanzt (Wettineichen), Plätze und Gebäude erhielten entsprechende Namen wie Wettinplatz, Wettinsäule, Wettinweg etc.
Auch der Gebirgsverein wollte einen entsprechenden Beitrag leisten, zumal der sächsische König Protektor (Schutz- und Schirmherr) des Vereins war.
Auf dem Lilienstein begann alles mit dem Hofspediteur Eduard Geucke (1830-1901), Inhaber der Dresdner Spedition "Eduard Geucke & Co.", später auch Königlich Sächsischer Hoflieferant und engagiertes Mitglied im "Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz".
Anfang 1889 veröffentlichte er in den "Dresdner Nachrichten" einen Artikel, in dem er die Errichtung eines Obelisken auf dem Lilienstein zur 800-Jahr-Feier der Wettiner anregte.
In der März-Ausgabe der Vereinszeitschrift "Über Berg und Tal" wurde der entsprechende Spendenaufruf für den Bau des Wettinobelisken beigelegt.
Der Zentralausschuss des Gebirgsvereins beauftragte Geucke daraufhin mit der weiteren Vorbereitung des Projektes.
Auf der Delegiertenversammlung am 7. April in Pirna berichtete Geucke über den Stand der Dinge (Über Berg und Tal 12. Jahrgang Nr. 4 S. 324/325):
Er teilte mit, dass für die geplante Errichtung eines Obelisken auf dem Lilienstein die Zustimmung aller zuständigen Behörden vorliege bzw. zu erwarten sei. Bei einer Vorbesichtigung mit den Baumeistern Mirus aus Dresden und Naumann aus Königstein sei der ideale Platz gefunden worden. Baumeister Naumann aus Königstein hatte dazu ein einfaches Holzmodell in der vorgesehenen Höhe auf dem vorgesehenen Platz errichtet.
Die für den Bau erforderlichen Steine könnten in der Nähe gebrochen und das benötigte Holz am Fuße des Berges geschlagen werden (Über Berg und Tal 12. Jahrg. Nr. 4 S. 324/325).
Ein Gipsmodell des geplanten Gedenksteins würde in der Arnold'schen Buchhandlung in Dresden ausgestellt.
Auf der Sitzung des Zentralkomitees am 29. Mai zeichnete sich ab, dass das Kostenlimit von 4000 Mark nicht eingehalten werden konnte. Erst eine Änderung des Entwurfs durch Professor Baurat Weißbach brachte eine akzeptable Lösung.
Am 15. Juni 1889 versammelten sich etwa 200 Personen, um an der Grundsteinlegung des Wettin-0belisk teilzunehmen.
Zur Begrüßung hatte Bergwirt Theodor Bergmann den Zugang mit einer Ehrenpforte, Girlanden und Fahnen geschmückt. Die Festrede hielt der Vorsitzende des Gebirgsvereins Prof. Dr. Lehmann. Nach der Versenkung einer verlöteten Schatulle mit Erinnerungsstücken im Grundstein wurde zum Abschluss die Sachsenhymne gesungen.
Eine Zwischenbilanz im September ergab einen Spendenstand von ca. 3600 Mark, benötigt wurden aber ca. 5000 Mark. So wurde nochmals an die Mitglieder appelliert, um die erforderliche Summe zu erreichen.
Die Zeichnung der Grundsteinlegung erschien in der Zeitschrift "Bergblumen - illustrirte Blätter für Heimaths- und Alterthumskunde". Die Zeitschrift wurde von der Sektion Strehlen des Gebirgsvereins für die Sächsisch-Böhmische Schweiz herausgegeben [2].
Am Sonntag, dem 13. Oktober 1889, fand die Einweihung der Wettinsäule statt. Sie wurde von Baurat Prof. K. Weißbach und K. Barth entworfen und von Baumeister Dachsel aus Bad Schandau erbaut, der kurz nach Fertigstellung plötzlich verstarb. Dachsel errichtete 1882 auch die künstliche Burgruine auf dem Schloßberg (im Volksmund "Kiefericht" genannt) [1].
Die auf dem gewachsenen Fels des Tafelberges stehende Säule hat unten eine Basisbreite von 4 m, die Höhe ist mit 16 m angegeben. Auf der Talseite befindet sich der Wahlspruch der Wettiner "Providentiae memor" (Der Vorsehung eingedenk), auf der Rückseite die sächsische Königskrone und auf den Seitenflächen die Jahreszahlen 1089 und 1889. Das Steinmaterial wurde in der Nähe gebrochen und umfasste ca. 70 Kubikmeter. imposante Laubgewinde sollten das Bauwerk noch umranken, unten deutsche Eichen (die Vorzeit symbolisierend) und oben Lorbeer (die Jetztzeit andeutend). Dies war in der Kürze der Bauzeit nicht mehr realisierbar und wurde später unterlassen.
Die Einweihung stand allerdings unter einem schlechten Stern. Ein ergiebiger Landregen, der nur kurz unterbrochen wurde, hielt viele Mitglieder davon ab, den Lilienstein zu besuchen. Die königliche Familie befand sich auf einer Familienfeier und viele geladene Gäste sagten bereits im Vorfeld ab. So nahmen nur etwa 100 Mitglieder an der Einweihung des Denkmals teil. Durch ein Missverständnis fehlte auch der Königsteiner Stadtmusikchor und so konnten die Anwesenden ihr gesangliches Können unter Beweis stellen. Um 15.00 Uhr fand der Weiheakt an dem mit Blumengebinden umhüllten Denkmal statt. Auf eine eigentliche Enthüllung musste verzichtet werden, da die vom Königlichen Hoftheater entliehenen Stoffbahnen nicht nass werden durften.
Pfarrer Dr. Moritz Fernbacher aus Dorf Wehlen hielt die Weiherede, und Prof. Dr. Lehmann dankte allen, die am Zustandekommen des Denkmals beteiligt waren. Anschließend begab man sich in die Räume des Berggasthofes, wo der Wirt Theodor Bergmann, selbst Mitglied des Gebirgsvereins, für das leibliche Wohl seiner Gäste sorgte.
Die Spenden reichten nicht aus, um die notwendigen Kosten zu decken, so dass die Differenz letztlich vom Gebirgsverein selbst getragen werden musste
Die Sektion Königstein hatte die Pflege des Denkmals übernommen, konnte aber natürlich nichts gegen die Unbilden der Natur ausrichten. Am 5. September 1896 schlug ein Blitz in den 0belisk ein und sprengte ein Stück des oberen Teils ab. Es war der dritte Einschlag in relativ kurzer Zeit. Die Reparaturarbeiten zogen sich über mehrere Monate bis ins nächste Jahr hin.
In der Folge kam es immer wieder zu solchen Einschlägen. Durch Blitzschlag 1999 stark einsturzgefährdet, wurde er ein Jahr später im Auftrag der Nationalparkverwaltung restauriert. Auf der Spitze befindet sich nun ein Blitzableiter, der die Gefahr von Blitzeinschlägen verringern soll. Dennoch hat sich das Denkmal als Wahrzeichen des Liliensteins etabliert und ist heute, von Süden betrachtet, ein besonderer Blickfang.
Westlich des Obelisken befindet sich etwas versteckt ein Stein an dem sich Einmeißelungen befinden. Unter dem Schriftzug "ZUR ERINNERUNG" und der Jahreszahl "18 D 89" befinden sich die Initialen der am Bau Beteiligten. Das "D" steht für den Baumeister Dachsel aus Bad Schandau.
Direkt an der südlichen Felskante befindet sich der Wackelstein, auch Schildkröte genannt. Durch die ständige Erosion kommt es immer wieder vor, dass Steine nur noch eine kleine Auflagefläche auf dem darunterliegenden Fels haben. Früher konnte der Wackelstein mehrere Personen in Bewegung setzen (wackeln).
Heute ist er durch unterlegte Steine und ein Eisengeländer fest mit dem Untergrund verbunden. Der Name Schildkröte rührt daher, dass der Stein von der Seite betrachtet die Form einer Schildkröte hat.
- [1) - Zeitschrift "Über Berg und Tal" 7.1883 S.152
- [1] - Geschichte der "Bergblumen" (Sächsischer Bergsteigerbund)
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Letzte Änderung am 17.12.2024 |