Anfang des Jahres 1889 erschien in den "Dresdner Nachrichten" ein Artikel vom Hofspediteur Eduard Geucke, wo er dem Bau eines Obelisken auf dem Liliensteins, anlässlich der 800- jährigen Jubelfeier der Wettiner, anregte. Der Zentralausschuss des Gebirgsvereins beauftragte ihn daraufhin mit der Vorbereitung. Im April wird in der Monatsschrift des Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz "Über Berg und Tal" davon berichtet.
Er teilte mit, dass alle berechtigten Behörden zu der geplanten Errichtung eines Obelisk auf dem Lilienstein ihre Zustimmung gegeben haben. Bei einer Vorbesichtigung sei der ideale Standort gefunden worden. Die notwendigen Steine könnten in der Nähe gebrochen werden und das benötigte Holz am Fuße des Berges geholt werden.
Baumeister Naumann aus Königstein hatte ein einfaches Holzmodell in der geplanten Höhe auf dem vorgesehenen Platze errichtet. Ein Gipsmodell des geplanten Denksteins wurde in der Arnold'schen Buchhandlung in Dresden ausgestellt.
Am 15. Juni 1889 versammelten sich ca. 200 Personen, um an der Grundsteinlegung des Wettin-0belisk teilzunehmen. Zur Begrüßung hatte Bergwirt Theodor Bergmann den Zugang mit einer Ehrenpforte, Girlanden und Fahnen geschmückt. Die Festrede hielt der Vorsitzende des Gebirgsvereins Prof. Dr. Lehmann, und zum Abschluss sang man die Sachsenhymne. Im Grundstein wurde ein verlötetes Kästchen mit Erinnerungsstücken versenkt. Eine Zwischenbilanz ergab im September eine Summe von 3600 Mark an gesammelten Spenden, gebraucht wurden aber ca. 5000 Mark. Also wurde nochmals an die Mitglieder appelliert, um auf die veranschlagte Summe zu kommen.
Am Sonntag, den 13. 0ktober 1889, fand die Einweihung der Wettinsäule statt. Entworfen hatte sie Baurat Prof. K. Weißbach und K. Barth, der Baumeister Dachsel aus dem naheliegenden Bad Schandau war ihr Erbauer. Dachsel hat auch im Jahre 1882, die künstliche Burgruine auf dem Schloßberg (im Volksmund das"Kiefericht" genannt), erbaut. Die Einweihung der Ruine und eines Aussichtsturmes erfolgte am 24. Juni 1883 [1].
Auf dem gewachsenen gewachsenem Fels des Tafelberges stehend hat die Säule unten eine Basis von 4 m; die Höhe ist mit 16 m angegeben. ln Richtung Talseite befindet sich der Sinnspruch der Wettiner "Providentiae memor" (Der Vorsehung eingedenk), auf der Rückseite die sächsische Königskrone und an den Seitenflächen die Jahreszahlen 1089 und 1889. Das Steinmaterial wurde in der Nähe entnommen und belief sich auf ca. 70 Kubikmeter. imposante Laubgewinde sollten noch das Bauwerk umwinden, unten deutsche Eichen (die Vorzeit symbolisierend), und oben Lorbeer (die Jetztzeit andeutend). Das war in der Kürze der Bauzeit aber nicht mehr machbar und später unterblieben.
In der Nähe des Monumentes finden wir eine Einmeißlung von 1889 mit den Anfangsbuchstaben der am Bau beteiligten Personen. Die Einweihung stand jedoch unter einem ungünstigen Stern. Ein ergiebiger Landregen, nur kurzeitig unterbrochen, hielt viele Mitglieder vom Besuch des Liliensteins ab. Die königliche Familie befand sich auf einer Familienfeier, und viele geladene Gäste sagten im Vorfeld ab. So fanden sich nur ca. 100 Mitglieder zur Weihe des Denkmals ein. Durch ein Missverständnis fehlte auch noch der Königsteiner Stadtmusikchor, und so konnten die Anwesenden ihr gesangliches Können beweisen. 15.00 Uhr fand an dem mit Blumengebinden umhüllten Denkmal der Weiheakt statt. Von einer eigentlichen Enthüllung musste Abstand genommen werden, da die vom königlichen Hoftheater entliehenen Stoffbahnen nicht nass werden durften.
Pastor Dr. Moritz Fernbacher aus Dorf Wehlen hielt die Weiherede, und Professor Dr.Lehmann dankte allen, die am Zustandekommen des Denkmals beteiligt waren. Anschließend begab man sich in die Räume der Bergwirtschaft, und Wirt Theodor Bergmann, selbst Mitglied im Gebirgsverein, bemühte sich nach Kräften um das Wohl seiner Gäste.
Die Sektion Königstein hatte die Pflege des Denkmals übernommen, konnte aber natürlich nichts gegen die Unbilden der Natur unternehmen. Am 5. September 1896 traf ein Blitz den 0belisk und sprengte ein Stück vom oberen Teil ab. Es war dies der dritte Einschlag in relativ kurzer Zeit. Die Wiederherstellung zog sich über mehrere Monate bis ins nächst Jahr hin. Solche Einschläge fanden in der Folgezeit immer wieder statt. Durch Blitzeinschläge war er 1999 stark einsturzgefährdet, wurde aber im Auftrag der Nationalparkverwaltung ein Jahr später restauriert. Gekrönt wird sie jetzt von einem Blitzableiter, der hoffentlich das Blitzeinschlagsrisiko vermindert. Das Monument hat sich jedoch als Wahrzeichen des Liliensteins etabliert und ist von Süden betrachtet heute ein besonderer Blickfang.
- [1) - Zeitschrift "Über Berg und Tal" 7.1883 S.152
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Letzte Änderung am 02.07.2023 |