Im März des Jahres 1885 erschien in der Verbandszeitschrift des Gebirgsvereins "Über Berg und Tal" ein interessanter Artikel. Unter der Rubrik "Vermischtes" befand sich eine Notiz mit dem Titel "Aussichtsturm auf dem Lilienstein". Darin wurde mitgeteilt, dass das Restaurationsgebäude abgerissen und durch ein größeres ersetzt werden soll. Außerdem soll ein hölzerner Aussichtsturm auf dem Lilienstein entstehen. Für die Errichtung des Turmes liege eine Genehmigung vom königl. Kriegsministerium vor. Als Quelle dieser Nachricht, wird ein Artikel im "Pirnaer Stadtanzeiger" genannt [1].
Eine Genehmigung des Kriegsministeriums war erforderlich, weil der Lilienstein die gegenüberliegende Festung Königstein um einige Meter überragt. Einige Jahr vorher wurde noch ein diesbezüglicher Antrag des Gebirgsvereins "Sektion Königstein" noch abgelehnt [1].
Der Turm mit einer Höhe von 15 Metern wurde am 25. Mai 1889 eingeweiht. Nur wenige Meter neben der Gaststätte gelegen, bot er einen umfassenden Rundblick. Besonders Gäste die über Nacht blieben, bestiegen ihn am zeitigen Morgen, um den Sonnenaufgang zu bewundern. Um die obere Plattform zu erreichen, waren 79 Stufen zu bewältigen. Der Zutritt kostete 10 Pfennige.
Der Wirt Theodor Bergmann schuf ein Panorama, welches die stattliche Länge von ??? aufwies. Es bestand aus neun einzelnen Landschaftsbildern, die man aufklappen konnte. Der Preis betrug 60 Pfennige, und es war in kurzer Zeit vergriffen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der am 2. September 1894 eingeweihte Aussichtsturm auf dem Pfaffenstein, wie sein Zwillingsbruder aussah. Der gleiche Architekt und die gleiche Baufirma hatten da bestimmt ihren Anteil daran.
Bekannterweise sind Holztürme von der Haltbarkeit recht kurzlebig. Das mag auch ein Grund gewesen sein, um den hölzernen Turm auf dem Pfaffenstein, 1904 durch einen steinernen zu ersetzen. Der Turm auf dem Lilienstein erreichte mit über 40 Jahren doch ein respektables Alter. Um 1936 (?) wurde er schließlich abgerissen.
Wenn man heute einen Rundgang auf dem Lilienstein unternimmt und die einzelnen Aussichtpunkte aufsucht, vermisst man den Turm eigentlich nicht wirklich, und man kann die Rundsicht heute- etwas verzögert- genauso in Augenschein nehmen.
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- Der Pfaffenstein in der Sächsischen Schweiz
- [1) - Zeitschrift "Über Berg und Tal" März 1885 (8 Jahrg. Nr.3 Seite 315)
Letzte Änderung am 02.07.2023 |
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31 Touren auf vergessenen Pfaden in der Sächsischen und Böhmischen Schweiz
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