Lilienstein


Sagen vom Lilienstein

Märchen, Sagen und Erzählungen gehören zur Geschichte eines Volkes und werden von Generation zu Generation weitergegeben. Wenn auch der Rahmen immer wieder mal verändert wird, der Kern bleibt meistens erhalten. Besonders die Regionalgeschichte wird in solchen Erzählungen am Leben erhalten, wenn sie auch meistens nicht korrekt die Fakten wiedergeben.

So finden wir auch im Gebiet der Sächsischen Schweiz viele Sagen, die zum Glück schon vor langer Zeit zusammengetragen wurden. Einer der ersten war Dr. Theodor Gräße, der aber vom ganzen Königreich Sachsen den "Sagenschatz" sammelte. Speziell für unser Gebiet war es Dr. Alfred Meiche.

Auch der Lilienstein hat da einiges zu bieten, und besonders geht es immer wieder um einen Goldschatz, der im Keller der ehemaligen Burg auf seine Hebung wartet. Dies ist aber nicht so einfach, weil düstere Mächte ihn bewachen. Mancher hatte beim Besuch des Liliensteins plötzlich einen Keller mit Tür entdeckt. Aus Furcht wagten sie jedoch nicht ihn zu betreten, hinterließen aber ein Zeichen, um ihn wieder aufzufinden. Beim Wiederkommen waren Keller und Zeichen nicht mehr vorhanden.

Einst versuchten vier junge Burschen aus der Umgebung mit Hilfe einer jungen Magd aus Waltersdorf in den Besitz der mit Goldgefüllten Braupfanne zu kommen. Um Mitternacht wurden aus einem Zauberbuch Formeln gesprochen, und unter lautem Höllenspuk erschien eine Tür. Vor ihr lag ein Ungeheuer, welches die Zähne fletschte. Dann streckte es die Zunge heraus, auf welcher ein goldener Schlüssel lag. Diesen sollte nun die Jungfrau ergreifen, um mit ihm die Tür zu öffnen. Natürlich durfte kein Wort gesprochen werden. Doch vor Entsetzen rief sie: "Ach, Herrjeses!" Sofort verschwand aller Spuk, und die Schatzgräber wurden in alle Richtungen geschleudert. Zum Glück fand man alle unversehrt wieder. Die Magd hat jedoch bis an ihr Lebensende mit Grausen von dieser Nacht berichtet.

Ein anderes Mal befand sich eine arme Frau aus Waltersdorf mit ihrem Kind auf dem Lilienstein, um Beeren zu sammeln. Plötzlich bemerkte sie eine offene Tür. Im dahinter liegenden Raum steht ein goldener Tisch auf dem ein Haufen Gold liegt. Sie setzt das Kind auf den Tisch und rafft so viel wie möglich in ihre Schürze. Dann rennt sie nach draußen zu ihrem Korb. Als sie sich umdreht, um das Kind zu holen, ist die Tür verschwunden und mit ihr das Kind. Ein Jahr später geht sie zu gleichen Zeit wieder hin und findet die offen- stehende Tür. Ihr Kind sitzt auf dem Tisch und spielt mit goldenen Äpfeln und Birnen, als wäre kaum ein Augenblick vergangen. Die Mutter hatte dieses Mal keinen Blick für das Gold, denn sie bekam ihr Liebstes, was sie besaß zurück.

Eduard Dietrich hat den Schatz vom Lilienstein in etwas abgeänderter Form in Verse gefasst und in seiner "Fahrt durch das Sagenreich der Sächsischen Schweiz" veröffentlicht.

Eine weitere Sage erzählt von der "Braut auf dem Liliensteine":

Ein junger Weber aus Schandau, der sehr gottesfürchtig war, begegnete auf dem Lilienstein einer lieblichen Frauengestalt. Er verliebt sich unsterblich in sie. Sie verlangt aber von ihm, dass er ihr die Hostie vom Abendmahl übereichen solle. Trotz aller Zweifel tut er es und bringt ihr zum Abend das heilige Brot. Vor ihm erscheint jedoch ein schreckliches Wesen - halb Tier halb Mensch. Der Weber wird vor Entsetzen bewusstlos und zerdrückt beim Hinfallen die Hostie. Da öffnet sich die Erde, Flammen schlagen empor, und das Untier verschwindet darin. Den Weber umfing der Wahnsinn und er starb später mit seinem letzten Blick zum Lilienstein.

Bekannt ist auch die Sage von verschenkten Lilienstein:

Nach Ende des 2. Schlesischen Krieges 1745 und Unterzeichnung des Friedensvertrages in Dresden feierten Sieger und Besiegte auf der Festung Königstein. Beim Bankett in der Christiansburg verliebte sich Friedrich II. In den Lilienstein. Kurfürst Friedrich August II. schenkte in gönnerhaft dem preußischen Monarchen (In einer anderen Version verspielte er ihn beim Trinkgelage). Jedenfalls bereute er es am nächsten Tag, denn die 50 Meter Höhenunterschied zu Gunsten des Liliensteins waren ein unschätzbarer Vorteil. Keiner seiner Berater konnte helfen. Nur der gewitzte Festungskommandant von Kyau wusste Rat. Er verfasste einen Brief an den Preußenkönig. (In einer zweiten Version begibt er sich selbst nach Potsdam). In ihm bittet er darum, dass doch der Lilienstein innerhalb von vier Wochen abtransportiert werden müsste, da Sachsen den Platz selbst dringend benötige. Es fände sich doch bestimmt noch ein Plätzchen im Park von Sanssouci. Der Preußenkönig war erstaunt und belustigt und verzichtete mit süßsaurer Miene. So können wir ihn noch heute besuchen und befinden uns nicht auf preußischem Hoheitsgebiet.

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Interessante links :

- [3] Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen - von Johann Georg Theodor Gräss


Letzte Änderung am 07.07.2023