Lilienstein


Interessantes vom Lilienstein

Das Westende vom Lilienstein ist besonders zerklüftet und ragt weithin sichtbar nach oben. Nur über mehrere Brücken erreichbar, bietet die Aussicht einen grandiosen Ausblick. Mit einem Fernglas ausgerüstet, sind bei klarem Wetter ohne weiteres die Türme von Meißen sichtbar.

Lilienstein-Mulattenkopf
Mulattenkopf

Schaut man aus Richtung des Wettinobelisk, sieht man oben links den sogenannten "Mulattenkopf". Es gibt ja viele Felsformationen, die man mit etwas Phantasie als Gesichter, Personen. Tiere o. ä. deuten kann.

So ist dies auch am Lilienstein möglich und wird mit erwähnt. Auf dem Plateau der Westaussicht finden wir mehrere sogenannte "Opferkessel", die natürlich keine sind. Der Wind hat hier sein Werk getan, und viele zahlreiche Aushöhlungen auf anderen freistehenden Felsen zeugen auch davon. Pfaffen- und Zschirnstein haben z. B. solche "Opferkessel" oder "Rabenbäder" vorzuzeigen. Als Pedant dazu kennen wir in den Tälern die "Strudellöcher", die durch die Kraft des Wassers entstanden sind. Je nach Wetterlage sind sie trocken oder mit Wasser gefüllt. Schaut man von der Aussicht in nördlicher Richtung, so sieht man etwas unterhalb auf einem kleinen Vorsprung eine Vertiefung, welche fast immer mit Wasser gefüllt ist.

Auf der Aussicht vor dem Wettinobelisk befindet sich rechts die "Schildkröte" oder "Wackelstein". Eine oder mehrere Personen können den Stein in Bewegung setzen. Diese "Wackelsteine sind ein Produkt der Verwitterung und an mehreren Stellen in der Sächsischen Schweiz vorhanden. Besonders im Bielatal sind einige Kletterfelsen mit diesen schwankenden Vertretern versehen. Im Stein ist ein Schornsteinfegerzeichen angebracht, leider ist durch den "Zahn der Zeit" fast nichts mehr erkennbar. Unterhalb der Aussicht - von Westen gesehen - befindet sich als Felsgestalt die "Mutter Lilienstein" mit auf dem Schoß gefalteten Händen.

Ein Stück weiter östlich, in der Nähe des Aufzuges, sehen wir an einem vorspringenden Felsenriff das sogenannte "Schandauer Loch". In einer Kluft hat ein eingeklemmter Felsblock dieses Felsenfenster geschaffen. Hinter dem Aufzugshäuschen befindet sich zwischen den Bäumen ein Wasserloch. Eine wasserundurchlässige Schicht, bestehend aus Lehm, verhindert das Wegsickern. Früher holten sich dort die Anwohner ihr Brauchwasser.


Mitteleuropäische Gradmessung

Im westlichen Teil des Plateaus, nur über eine eiserne Brücke und Stufen zu erreichbar, finden wir die Reste einer Triangulierungs-Säule (Dreiecksmesspunkt). Von 1863 bis 1870 wurde im Rahmen der mitteleuropäischen Gradmessung auch in Sachsen eine Landesvermessung durchgeführt. Diese wurde mit Hilfe der sogenannten Triangulation, eine Aufteilung der Fläche in Dreiecke und deren Ausmessung, durchgeführt. Verantwortlich hierfür waren die Professoren Ludwig Weisbach, Karl Christian Bruhns und Christian August Nagel.

Lilienstein Nagelsche Säule
Nagelsche Säule

An den Verantwortlichen Christian August Nagel (1821-1903) erinnert heute eine Gedenktafel auf dem Borsberg bei Dresden. Die sich dort befindliche Triangulationsäule wurde anlässlich des 100. Todestag im Jahre 2003 restauriert. Sie trägt die Inschrift "Station Porsberg der mitteleuropäischen Gradmessung 1865".

Für die Vermessung wurden hochgelegene und weithin sichtbare Punkte in der Landschaft verwendet. Das erklärt warum der Lilienstein als einer von 158 Standorten für einen Triangulationspunkt ausgewählt wurde. Weitere Messpunkte in der näheren Umgebung sind auf dem Cottaer Spitzberg, Raumberg und Großem Zschirnstein. Von den ursprünglich 158 in Sachsen errichteten Triangulationsäulen sind noch viele erhalten geblieben.

Der für die Herstellung nötige Sandstein wurde vor Ort gebrochen womit ein aufwendiger Transport entfiel. Sie bestand aus drei lose aufeinandergesetzten Teilen. In Protokoll betreffs Lilienstein wird von ihm Prof. Nagel vermerkt:

"Am 27.Juli 1865 begab sich der Unterzeichnete auf den Lilienstein, um den Arbeitern die Stelle zu bezeichnen, welche für die Aufstellung der schon in Arbeit befindlichen Säule gewählt worden. Es ist dies die Stelle, welche in der Recogniscirung des Liliensteines vom 19. April als westlicher Netzendpunkt fungiert und deren Höhe in Vergleich zu anderen Punkten wurde...
15. August: Früh 7 Uhr mittelst Eisenbahn bis Königstein. Von hier aus in Begleitung Hr. Höllemanns aus Pirna auf den Lilienstein, wo inzwischen unter jenes Leitung die Aufstellung der Säule erfolgt war...
Notiz zum Liliensteinpfeiler: die einzelnen Theile desselben sind weder verzapft noch verdübelt".[2]

Doch auch damals gab es schon "böse Buben", und so lesen wir in einem Bericht vom August 1886, dass sie vom Lilienstein hinunter gestürzt worden ist. Ansichtskarten aus einer späteren Zeit zeigen sie jedoch, wahrscheinlich noch mit einer Stange versehen, in komplettem Zustand. Was wir heute von der Triangulierungssäule zu Gesicht bekommen, ist ja nur noch das Unterteil. Darauf befand sich früher noch eine Runde Säule, die natürlich leicht zu kippen war und zuerst verschwand. Doch auch das Unterteil auf dem Lilienstein wurde hinuntergeworfen, verklemmte sich aber in einer Spalte.

Erst im Jahre 1991 wurde das untere Bruchstück der Säule von Rene Prokoph in einer Felsspalte am Mulattenkopf aufgefunden. Im Zusammenhang mit der Instandsetzung des Wettinobelisken, der durch einen Blitzschlag beschädigt wurde, erfolge im Auftrag der Nationalparkverwaltung auch das Wiederaufsetzen des erhalten gebliebenen Fundstückes a auf seinen ehemaligen Sockel[1]. Auf Ansichtskarten aus der DDR-Zeit sieht man einen hölzernen trigonometrischen Punkt auf dem Lilienstein. Die Halteeisen sind noch heute vorhanden und befinden sich links vom Ausstieg zur Westaussicht auf dem Felsen.

Literaturquellen:

-[1] Mitteilungsblatt des SBB Dezember 2011, Heft 4

-[2] Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen

Interessante links :

- Bildersammlung der Sächsischen Triangulationssäulen

- Bildersammlung und Beschreibung der Sächsischen Triangulationssäulen

- Biographie zu Christian August Nagel


Drachenschlucht auf dem Lilienstein

Die Drachenschlucht auf dem Lilienstein
Drachenschlucht auf dem Lilienstein

Noch weiter östlich überschreiten wir eine kleine Brücke, wo rechts eine Schlucht hinabführt.

Es ist die "Drachenschlucht". Von der Gastwirtsfamilie Bergmann begehbar gemacht, steigt man die Schlucht hinab, quert auf einer Galerie den Fels, um auf der anderen Seite wieder nach oben zu steigen. Dort sind Steinstufen zu sehen, die den Ausstieg markieren. Wenn die Kletterei auch kurz ist, haben wir es wahrscheinlich mit dem ersten Klettersteig in der Sächsischen Schweiz zu tun. Um den Besuchern des Tafelberges etwas zu bieten, ließ man sich schon damals einiges einfallen. Noch zur Zeiten der Familie Bergmann wurde diese Passage wieder eingestellt.

Schaut man auf die Ostecke des Liliensteins, sieht man dort oben mehrere lose aufliegende Felsblöcke. Besonders von unten sieht man ihre unlegale Auflage. Die Königsteiner nannten sie deshalb den "verunglückten Bahnzug". Falls man den Abstieg über Sellnitz in Richtung Prossen unternimmt, sollte man vor Eintritt zwischen die Bäume sich nochmal umdrehen. Der Lilienstein reckt zum Abschied seine Nase in den Himmel und lässt allen Trubel ungerührt an sich vorüberziehen.

Aufzug Nordseite

Es gab einen Antrag von Emil Otto Curt Bergmann einen Aufzug auf der Nordseite des Lilienstein zu errichten. Die Antragstellung erfolgte am 17.10.1927. Genaueres darüber ist nicht bekannt.

Lilienstein- Stolpener Hütte

Unmittelbar neben der Gaststätte befindet sich die Stolpener Hütte des Klettervereins aus Stolpen.

Lilienstein- Wanderfalken

Lilienstein- Felsstürze

Felsstürze sind in der Sächsischen Schweiz keine Seltenheit. Meist sind es kleinere Abbrüche abseits der Wanderwege die wenig Aufmerksamkeit erregen. Hin und wieder kommt es aber auch größeren und in der Öffentlichkeit beachteten Ereignissen. Der wohl spektakulärste Felssturz der letzten Jahre ereignete sich im Basteigebiet am Wartturm. Spuren eines Abbruchs aus jüngerer Zeit findet man am Südaufstieg, im oberen Abschnitt sieht man auf der linken Seite des Weges zerstreut helle Gesteinsbrocken am Hang liegen. Sie stammen von einem kleineren Abbruch.

Lilienstein- 1866

Im "Deutschen Krieg" zwischen Preußen und Österreich wurde im Jahr 1866 das Plateau des Liliensteines aus strategischen Gründen von sächsischen Soldaten abgeholzt.

nach dem für Sachsen verlorenen Preußisch-Österreichischen Krieg muss der Königstein an einen preußischen Kommandanten übergeben werden und erhält eine preußische Besatzung

Sonnenwendfeuer auf dem Lilienstein

Der Heute wieder popoläre Brauch des Sonnenwendfeuers wurde in der Vergangenheit sehr ausgiebig gepflegt. Heute unvorstellbar, fanden zu beginn des 20. Jahrhunderts auf den Tafelbergen wie dem Lilienstein gut besuchte Sonnenwendfeiern statt.

So unter anderen am 24. Juni 1916 wo Rudolf Fehrmann die Feuerrede hielt.[2]

Am 21. Juni 1919 findet die Sonnenwendfeier des SBB mit etwa 700 Bundesmitgliedern auf dem Lilienstein statt. Der Vorsitzende spricht über die "idealen Ziele und Bestrebungen des Bergsportes im Allgemeinen und forderte zu festerem Zusammenschluß im Bunde" auf. Die mitternächtliche Feuerrede hält Dr. Rudolf Fehrmann "in formschöner, ausdruckvoller Sprache".[1]

Am 19. Juni 1920 erfolgt die Sonnenwendfeier des SBB mit etwa 1000Bergfreunden auf dem Lilienstein. Dr. Rudolf Fehrmann hält den "Feuerspruch". Gegen Mitternacht wurde das Höhenfeuerwerk abgebrannt, von einem anderen Felsvorsprunge stiegen Raketen in die Luft, vom Pfaffenstein, vom Rauenstein und von anderen Höhen grüßten ebenfalls Sonnenfestfeuer.".[1]

Sonnenwendfeuer des SBB am 18. Juni 1921 auf dem Lilienstein: "Alle müssen wir zusammenstehen ohne Unterschied im Vertrauen auf unsere Freundschaft und unsere Treue. Darin ruht die Kraft des SBB. Unter diesem Zeichen werden wir Siegen". Erstmals tritt die Gesangsabteilung des SBB öffentlich auf. Die Feuerrede hält Richard Pohl.[1]

Lilienstein- Schriftsteller

Hans Christian Andersen weilte 1831 auf dem Lilienstein. In seinem Buch "Reise nach Dresden und in die Sächsische Schweiz" schrieb er über seinen Besuch des Lilienseins "... aber wir hatten noch eine Felspartie zu besuchen, den Lilienstein. Senkrecht erhoben sich die stolzen Felsblöcke, wir standen schon an ihrem Fuße unter der großen Linde, die auch Friedrich dem Zweiten ihren Schatten darbot. Eine Menge Fußwege kreuzen sich, bald sanken wir in den tiefen Sand hinein, bald mußten wir beinahe senkrecht auf Stufen hinaufsteigen, die in die Felsen hinein gehauen waren. Ueber einer jähen Schlucht lag eine hölzerne Brücke, die Treppe ward immer krummer und endlich standen wir auf der obersten Spitze, wo eine große Fläche, beinahe von dem ganzen Umfange des Felsens, mit Fichten und Föhren bewachsen ist. Welche herrliche Aussicht in die böhmischen Berge! Tief unten zwischen den von von der Sonne beschienenen grünen Wiesen floß der Ellbstrom und am jenseitigen Ufer ward das Städtchen Königstein sichbar unter dem stolzen Felsen, auf dem die weltberühmte Festung liegt."

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Literaturquellen:

-[1] Joachim Schindler - Chronik und Dokumentation zur Geschichte von Wandern und Bergsteigen in der Sächsischen Schweiz sowie zur Entwicklung touristischer Organisationen in Sachsen - Teil II: Vom Jahr 1919 bis zum Jahr 1932

-[2] Hans Pankotsch - Rudolf Fehrmann 1886-1948 Aus dem Leben eines bedeutenden sächsischen Bergsteigers


Letzte Änderung am 07.07.2023