Die Carolabastei auf dem Lilienstein


Einleitung:

Wer den Lilienstein schon einmal bestiegen hat, weiß, dass es auf dem Plateau mehrere schöne Aussichtspunkte gibt. Einer davon befindet sich an der Nordostseite des Plateaus (Abb. 1 - roter Punkt) und ist von einem Eisengeländer umgeben. Dieser Aussichtspunkt trägt den Namen "Carola-Bastei". Von hier aus hat man einen herrlichen Blick von der Bastei über den Waitzdorfer Berg, der Ochel bis nach Rathmannsdorf.

 Lilienstein - Grundriss des Plateaus
Abb.1 Lilienstein - Grundriss des Plateaus

Beim Blick nach unten sieht man die Gebäude der Sellnitz. Hier befand sich früher eine kleine Siedlung (Seltensat). Heute befindet sich hier die Werkstatt und die Bildungsstätte des Nationalparks Sächsische Schweiz.

Wer den Lilienstein kennt und sich etwas näher mit dem Tafelberg beschäftigt, wird zahlreiche historische Bezüge zu Ereignissen der sächsischen und europäischen Geschichte entdecken. So ist es nicht verwunderlich, dass der Lilienstein in mehrfacher Hinsicht auch mit dem sächsischen Herrschergeschlecht der Wettiner verbunden ist.

Neben den beiden weithin sichtbaren Obelisken für August den Starken und für 800 Jahre Wettiner in Sachsen hat auch eine sächsische Königin ihre Spuren auf dem Lilienstein hinterlassen. Ihr zu Ehren wurde auf dem Lilienstein zwar kein Denkmal oder Obelisk errichtet, aber zumindest ein Aussichtspunkt nach ihr benannt.


Carola, Prinzessin von Wasa:

Carola Prinzessin von Wasa wurde am 5. August 1833 im Schloss Schönbrunn bei Wien geboren. Am 18. Juni 1853 heiratete sie in Dresden den sächsischen Kronprinzen Albert von Wettin (1828-1902), einen Sohn des "Königs Johann von Sachsen". Ab 1854 wurde Carola als "Kronprinzessin" bezeichnet und mit der Thronbesteigung Alberts 1873 wurde Carola die letzte »Königin« von Sachsen. Ihre Ehe mit König Albert I. blieb kinderlos.

Ihr Name auf dem Lilienstein ist übrigens kein Einzelfall. In Sachsen taucht der Name "Carola", wie auch der ihres Mannes "Albert", immer wieder auf, vor allem im Zusammenhang mit Bauwerken, Plätzen und Brücken.

 Lilienstein,Carola-Aussicht blick auf die Sellnitz
Abb.2 Blick auf die Sellnitz

In Sachsen gibt es zahlreiche Bauwerke, Plätze, Aussichtspunkte und Felsen, die an die sächsische Königin Carola erinnern. Ein Beispiel ist die Carolabrücke in Dresden. Auch die 1877 eingeweihte Brücke in Bad Schandau trägt ihren Namen. Die "Carolabrücke von Bad Schandau" wird nach einem Rück- und Umbau heute nur noch für den Eisenbahnverkehr genutzt.Besonders gut zu sehen ist die Eiserne Brücke vom Osthorn aus, wo der Obelisk "August der Starke" steht. Sogar ein Elbdampfer trug ihren Namen. Der Raddampfer "Königin Carola" wurde 1886 gebaut und trug diesen Namen bis 1919.

Obwohl es durchaus dem Zeitgeschmack entsprach, Bauwerke und andere Dinge mit der königlichen Familie in Verbindung zu bringen, ist es doch erstaunlich, dass ihr Name auch in der Sächsischen Schweiz immer wieder auftaucht.

Erwähnt seien hier die Carolaaussicht im hinteren Teil der Sächsischen Schweiz oder der Carolastein an der Ziegenrückstraße zwischen Hockstein und Waltersdorf. In Grippen bei Bad Schandau gibt es beispielsweise eine Carolahöhe.

Warum also wurden diese Aussichtspunkte nach ihr benannt?

Carola engagierte sich besonders im sozialen Bereich und in der Krankenpflege. So gründete sie 1867 den "Albert-Verein" , der sich vor allem um die Pflege von Kranken und Verwundeten verdient gemacht hat. Darüber hinaus initiierte sie vor allem in Dresden verschiedene Pflege- und Ausbildungseinrichtungen.

Ihre Volksnähe und Beliebtheit veranlasste den Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz und seine Ortsgruppen, die maßgeblich an der Erschließung der Sächsischen Schweiz beteiligt waren, ihr ein Denkmal in der Natur zu setzen.

Königin Carola starb am 15. Dezember 1907 in Dresden. Ihre letzte Ruhestätte befindet sich in der Gruft unter der Katholischen Hofkirche in Dresden.


Interessantes:

Auch der Kaiser hatte auf dem Lilienstein seinen Aussichtspunkt, die so genannte Kaiseraussicht, die sich am Ausgang der Drachenschlucht im südöstlichen Teil des Plateaus befindet [2].


links :

- Carola, Prinzessin von Wasa


Literaturquellen:

- [1] Carolahöhe bei Grippen (Amtsblatt der Stadt Bad Schandau und der Gemeinden Rathmanndorf, Reinhardtsdorf- Schöna - 2015 Nummer 7, Seite 11)

- [2] Feldzeitung 10.Armee 1917


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Letzte Änderung am 01.01.2025