Die Felsenwelt der Sächsischen Schweiz hat seinen Besuchern viele Attraktionen zu bieten. Man Denke nur an die Bastei, den Brand, den Kuhstall und die vielen andere beeindruckende Schluchten, Felsen und Aussichten.
Der Hockstein unweit der Gaststätte "Hocksteinschänke" gelegen befindet sich hoch über dem wildromantischen Polenztal .Die Aussicht hinterlässt bei jedem, der ihm einmal besucht hat einen bleibenden Eindruck. Am schnellsten erreicht man ihn von Parkplatz Hockstein kommend, auf einem bequemen Weg, in ca. 15 Minuten. Über die steinerne Teufelsbrücke (Abb.1). führt der Weg auf einen in das Polenztal hineinragenden Felssporn (Abb. 2). Er liegt mit 291m Höhe ca. 110m über der Talaue der Polenz, zwischen den im Norden liegenden Kohllicht,- und den südlich gelegenen Blümelgrund. Richtet man seinem Blickt vom Hockstein aus in östliche Richtung, direkt über das Polenztal, erblickt man die Stadt Hohnstein mit seiner geschichtsträchtigen Burg.
Ehe sich der Namen "Hockstein" allgemein durchgesetzt hat, wurden auch für den Hockstein, wie auch für viele andere Wege und Felsen in der Sächsischen Schweiz, andere oder ähnlich klingende Namen verwendet. Einige Beispiele von den vielen Namensformen und Variationen für den Hockstein sollen das Verdeutlichen.
Im Burgenbuch von 1586 nannte man ihn "Heckenstein", auf dem Meilenblatt von 1781 nannte hieß er "Die Hoch Steine" und bei Götzinger "Hokstein". Diese Liste von unterschiedlichen oder variierenden Namensnennungen könnte man fortsetzen.
Der Name Hockstein wird in der Naturkundlichen Abhandlung von Richard Vogel, mit den mundartlichen Hocke/ Hucke und hocken / hucken = sich hinkauern bzw. krummer Rücken in Beziehung gebracht [1].
Eine andere Deutung des Namens Hockstein findet man bei Alfred Meiche [2]. Er leitet den Name vom benachbarten Wald ab, er wird das "„hohe Holz"“ genannt. Auch die erste Beschreibung des Hocksteins von 1713 trägt den Namen „Hochstein“.
Der alte Zugang auf den Hockstein führte durch dem Blümelgrund und dann durch eine schmale und dunkle Schlucht empor. Dieser Weg war für Matthias Oeder und später auch für Carl Heinrich Nicolai und Wilhelm Leberecht Götzinger die einzige Möglichkeit auf den Hockstein zu gelangen.
Der Hockstein war schon zu Beginn des 19.Jahhunderts ein Bestandteil des alten klassischen Malerwegs . Er führte die Maler, Dichter und Musiker zu den beliebtesten Ausflugszielen der Sächsischen Schweiz. Mit dem Beginn der Passagierschifffahrt auf der Elbe und der der Eröffnung der Bahnverbindung zwischen Dresden und Bad Schandau im Jahre 1851 verlor der Malerweg zunehmend an Bedeutung.
Im Jahre 2006 kam es zu einer Wiederbelebung dieses geschichtsträchtigen Weges. Dieser "neue Malerweg" ist nur noch teilweise mit seinem historischen Vorbild identisch. Das trifft unter anderen auf den Abschnitt zwischen Rathewalde und Hohnstein zu der uns auch über den Hockstein führt. Heute hat sich der Malerweg zu einem der beliebtesten Wanderwege Deutschlands entwickelt.
Schon 80m vor dem Hockstein stoßen wir auf erste Spuren einer mittelalterlichen Verteidigungsanlage. Hier befindet sich ein bis zu 2,5m tiefer Erdwall, der früher mit Holzpalisaden bestückt war, und gegen Angriffe aus westlicher Richtung schützen sollte.
Um den eigentlichen Hockstein zu erreichen, muss man zwei tiefe Schlüchte überwinden. Über die größere von beiden, mit etwa 10 Meter Breite, führt heute die steinerne Teufelsbrücke. Die schmalere Schlucht überquert man auf einer aus Stahlträgern und Gitterrosten gefertigten Brücke. Unter ihr führt der Weg, durch die Wolfsschlucht, in die Tiefe.
Eine erste hölzerne Brücke, die den Zugang zur alten Burgwarte ermöglichte, bestand hier sicherlich schon im ausgehenden Mittelalter. Sie war der obere bequemere Zugang zur damals existierenden mittelalterlichen Burg. Nachdem die Burg aufgegeben wurde, verfiel sie allmählich.
In der Literatur wird immer wieder als Baujahr, für die steinernen "Teufelsbrücke" am Hockstein, das Jahr 1821 genannt. Diese Angaben wurden von vielen anderen Autoren immer wieder übernommen. Diese Aussage entspricht aber nicht der Realität, wie die beiden Autoren Eberhard Barthel und Christian Preiss in einem Artikel des Sächsischen Heimatschutzes - Arbeitskreises Sächsische Schweiz (Mitteilungsheft 11) berichten.
Nach Umfangreichen Recherchen kamen beide zu folgenden Ergebnis: 1821 wurde auf Veranlassung, des Hohnsteiner Oberförsters von Carlowitz, eine Holzbrüche errichtet (Abb.3).
Ausgeführt wurden diese Arbeiten unter anderem von den aus Zeschniker stammenden Brüdern Carl Gottlob und Carl Gotthilf Ruszig. Carl Gottlob Ruszig soll auch die Gaststätte "Hocksteinschänke" errichtet haben. An die Baumeister erinnert heute eine Einmeißlung, die man vor dem Betreten der Brücke an einem Fels auf der rechten Seite, nicht übersehen kann (Abb.5).
Diese 1821 errichte Holzbrücke musste wegen ständiger Reparaturen und Baufälligkeit im Jahre 1843 durch eine steinerne Bogenbrücke ersetzt wurde (Abb.4). Diese 1843 errichtete Bogenbrücke wurde, um 1870, mit einen zweiten mehr geschwungenen Sandsteinbogen untermauert. Warum die Brücke untermauert wurde ist nicht bekannt, aber mögliche Stabilitätsprobleme sind als Ursache zu vermuten.[1]
Von der 1843 errichte steinernen Brücke In Abb.3 ist deutlich die schlanke und elegantere Form der Brücke zu erkennen die jetzt ein gedungeneres Aussehen aufweist. In Abb. 7 sind die zwei unterschiedlich stark gewölbten Bögen leicht zu unterscheiden. Oben der dunkler aussehende flache Bogen. Er wurde aus, an der Außenseite, unbehauenen Sandsteinen errichtet. Für den späteren Unterbau wurden behauene Sandsteine verwendet. Heute leicht an den heller Aussehenden Sandsteinen zu erkennen.
Die imposante Brücke kann auch heute noch viel über Ihre Erbauer und die Zeit seiner Erbauung erzählen:
Auf der südlichen Außenseite, zwischen zwei Steinsäulen, ist ein Text eingemeißelt. Er ist heute nicht mehr besonders gut lesbar, und erinnert an die Erbauer der Brücke.
Hier steht:
Diese Brücke wurde unter der Verwaltung
des Herrn Amtshauptmann v. Winkler
" " Forstmeister v. Hacke
" " Landbaumeister Leiblin u.
" " Rentamtmann v.Schleinitz
erbaut
Der in der Einmeißlung genannte Herr Georg Friedrich v. Winkler war in der Zeit von 1839 bis 1849 Amtshauptmann von Pirna.
Auf der Nördlichen Außenseite der Brücke sind 3 ineinander verschlungene Buchstaben eingeschlagen, sie befindet sich am mittleren Schlussstein unter der Brüstung. Dies sind die Buchstaben "FAR" (Abb.6). Das steht für "FRIDERICUS AUGUSTUS REX" (König Friedrich August I.- geboren 23.12.1750 Dresden; gestorben 05.05.1827 Dresden).1806 wurde Sachsen durch Napoleon zum Königreich erhoben. Kurfürst Friedrich August III. regierte nun als König Friedrich August I. von Sachsen. Diese Initialen findet man gelegentlich auch auf alten Grenzsteinen.
Nachdem man die steinere Brücke überquert hat, Steig man einige Stufen hinauf, und erreicht das eigentliche Plateau des Hocksteins. Auf der rechten Seite des Aufstiegs findet man, die schon stark verwitterte Jahreszahl „"1821", eingemeißelt.
An der Brücke finde man noch einige weitere Zeichen und Buchstaben, deren Bedeutung sich aber heute nicht mehr mit Sicherheit ergründen lässt.
Beim Überqueren der Teufelsbrücke ist die Ähnlichkeit zu anderen Brücken in der Sächsischen Schweiz nicht zu Übersehen. Die 8 Jahre später, im Jahre 1851 errichtet Basteibrücke, ist ein Beispiel dafür. Weitere Beispiele sind die Brücken am Brand, am Halbenweg und im Polenztal unterhalb der Waltersdorfer Mühle.
Das eigentliche Sandsteinplateau ist nur von einer dünnen Erdschicht bedeckt die nur eine spärliche Vegetation auf diesem Felsenriff zulässt. Der nährstoff- und Wasserarme Untergrund bietet nur, an das Leben auf solchen extremen Standorten angepassten Arten, eine Lebensgrundlage. Heidekraut und Heidelbeere sind zwei typische Beispiele aus der Pflanzenwelt. Bei den wenigen hier stehenden Bäumen (Kiefern, Eichen, Buchen) fällt der kleine und spärliche Wuchs auf.
Im Mittelalter befand sich auf dem Hockstein eine Burganlage. Eine große Burganlage, wie die Felsenburg Neurathen bei der Bastei, hat hier nie gestanden. Es war ein eher kleiner Vorposten der Rathener Burgen. Die Wehranlage soll den Rathener Burgherren als Vorposten gegen die "Bergen von der Duba" die auf der Hohnsteiner Burg lebten, gedient haben. Später ging Rathen und damit auch der Hockstein in den Besitz der Bergen über, die ihn als Befestigung über der von Westen heranführenden Wartenbergstraße benutzten.
Oeder vermerkte noch Ende des 16.Jh. auf seiner Karte "Der kleine Hockenstein, ein Haus drofen gestanden". Außer Falze im Fels und einem Felsenraum erinnert heute nichts mehr an die einstige Burgwarte. Das schulden wir dem Umstand, dass sie, wie die meisten Burgen in der Sächsischen Schweiz auch aus Holz errichtet wurde und längst verfallen sind. Im Jahre 1933 führte Alfred Neugebauer Ausgrabungsarbeiten auf dem Hockstein durch und legte dabei den Felsenraum oberhalb der Wolfsschlucht frei. Die Grundfläche dieses Raumes beträgt etwa 6 mal 7 Meter. Unmittelbar davor soll sich laut Götzinger eine Zisterne befunden haben.
Ein Wall mit Graben ist etwa 100 m vor der Burg noch heute zu sehen. Ihn krönte einstmals ein hölzerne Palisade und diente zum Schutz gegen Westen.
Der obere Eingang in die Wolfsschlucht wird von einem künstlich geschaffenen gotischen Bogen geziert. Balkenpfalze am unteren Ausgang zeigen uns, dass diese Schlucht bereits von der einstigen Besatzung als unterer Zugang genutzt wurde.
Etwa 50m links vom unteren Eingang in die Wolfsschlucht befindet sich die Hocksteinhöhle. Sie ist auch unter dem Namen "Wolfshöhle" bekannt, eine sandige Schichtfugenhöhle von 20m Länge und 6m Breite. Möglicherweise diente sie der alten Burgbesatzung als Wachstube. Hier entdeckte um 1900, der damalige Hohnsteiner Oberförster Hermann Krutzsch, eine größere Anzahl mittelalterlicher Gefäßscherben. Im August des Jahres 1906 wurde die Höhle nochmals von Prähistoriker Prof. Dr. Deichmüller und dem Historiker Alfred Meiche untersucht. Über die Ergebnisse ihrer Erkundungen ist mir nichts bekannt. In Jahre 1923 hat der "Verein der Höhlenkunde in Sachsen" unter der Leitung von Johannes Ruscher weitere Grabungen durchgeführt. Diese wurden mit mehreren Unterbrechungen, bis ins Jahr 1929 fortgesetzt. neben mittelalterlichen Fundstücken auch Funde gemacht, die auf eine Steinzeitliche Nutzung der Höhle hinweisen [4].
Die bisher letzt Untersuchung in der Wolfshöhle hat im Jahre 2012 stattgefunden. Hierbei kamen modern Untersuchungsmethoden wie die Laservermessung und ein Georadarsystem, zur Untersuchung des Untergrundes, zum Einsatz [6].
Etwa 8 m unter dem Aussichtspunkt liegen die sogenannten Hocksteinaugen. Es handelt sich auch hier um eine sogenannte Schichtfugenhöhle mit mehreren untereinander in Verbindung stehenden kleineren Hohlräumen.
einige Stufen unterhalb des Plateaus mit der Schutzhütte liegt die Aussichtskanzel. Dieser Aussichtspunkt erlaubt uns eine wunderschöne Aussicht in das Polenztal und auf Hohnstein. Betrachten wir die Aussichtskanzel, die sich hoch oben über der Polenz befindet, genauer, dann fällt uns ein in den Fels gemeißeltes Mühlespiel (Abb.9) auf.
Dieses befand sich schon 1800 hier und wurde schon von Götzinger erwähnt. Der Überlieferung nach sollen es die mittelalterlichen Wachposten angefertigt und zum Zeitvertreib gespielt haben. Ob diese Erklärung der Wahrheit entspricht, oder sich ein Witzbold einen Scherz erlaubt hat, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden.
Heute befindet sich auf dem Plateau des Hocksteins, eine von der Sektion Dresden vom "Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz", errichtete Schutzhütte die am 27. August 1882 nachmittags 15 Uhr feierlich Eingeweiht wurde [5]. Unter den zahlreichen Gästen befanden sich Abordnungen anderer Sektionen des Gebirgsvereins. Die Weihrede wurde von Hermann Krone gehalten. weiter seite 74 Diese Unterkunft wurde 1974 von Waldarbeitern erneuert.
Viele berühmte Künstler und Schriftsteller besuchten den Hockstein. So besuchte unter anderen der berühmte Dänische Dichter und Schrftsteller Hans Christian Andersen im Jahre 1831 den Hockstein.
Auf dem Hockstein wurde in der "Excursionsflora für das Königreich Sachsen und die angrenzenden Gegenden" von Otto Wünsche (1869) als auch in der "Flora des Konigreichs Sachsen: Nebst Schlüssel zu den Linné'schen ..." von Ludwig Rabenhorst (1859) von einenm Vorkommen des Rostrote Wimpernfarn (Woodsia ilvensis) berichtet. Das Vorkommen gilt mittlerweile als erloschen [3].
In den ersten Reisebeschreibungen von Carl Heinrich Nicolai und Götzinger wird auch einen Besuch auf dem Hockstein erwähnt. Damit rückte der Hockstein auch in das Interesse der ersten Schweizreisenden. Der schon Eingangs beschriebene Zugang auf den Hockstein führte durch den Blümelgrund und eine Schlucht auf den Felsen.
Carl Heinrich Nicolai beschreibt in seinem Buch "Wegweiser durch die Sächsische Schweiz" (Ausgabe von 1801) den Aufstieg folgendermaßen: ..."so sieht man rechter hand ein kleines Loch, das in den Felsen geht und etwa nur zwei Ellen hoch und anderthalb Ellen breit ist. Niemand würde auf den Gedanken kommen, daß hierdurch der Weg auf die oberste Höhe des Felsens ginge. Ja, niemand würde es von selbst wagen, da hinein zu kriechen. Ist man aber durch, so steht man in einer sehr engen Spalte, die durch den ganzen Felsen bis nach oben hinaus geht. Oh, das ist ein grausender Anblick, wenn man in so einer engen Kluft an den rauhen Felswänden in die Höhe siehtund nur einen schmalen Strich des Himmels erblickt...".[3]
Später erhielt die steile Schlucht den Namen "Wolfsschlucht".Der Name wird auf die Wolfsschluchtszene aus der Oper "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber zurückgeführt. Der Freischütz entstand 1821, und wurde von Johann Friedrich Kind geschrieben.
Es wurde immer wieder versucht, den Weg durch die Wolfsschlucht einfach und komfortablel zu gestalten. Auf alten Ansichtskarten sieht man seitlich in den Fels eingesetzte Hölzer. Heute verläuft eine kompfortable Eisentreppe durch die enge Schlucht.
Seitenanfang
- [1] - Richard Vogel- Werte unserer Heimat (Gebiet Königstein)
- [2] - Dr. Alfred Meiche- Die Burgen und vorgeschichtlichen Wohnstätten der Sächsischen Schweiz
- [3] - Carl Heinrich Nicolai- "Wegweiser durch die Sächsische Schweiz" (Ausgabe von 1801)
- [4] - Der Höhlenführer, Elbsandsteingebirge: Höhlen der Sächsisch-Böhmischen Schweiz - Michael Bellmann
- [5] - Joachim Schindler - Chronik und Dokumentation zur Geschichte von Wandern und Bergsteigen in der Sächsischen Schweiz sowie zur Entwicklung touristischer Organisationen in Sachsen - Teil I
- [6] - Andreas Kinne und Ingo Kraft- Ausgrabungen in Sachsen 4 - Neue Untersuchungen in der Hocksteinhöhle bei Hohnstein, Lkr. Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
- [3] Geschichte der Gaststätte "Hocksteinschänke"
- [3] Nationalpark Sächsische Schweiz
Letzte Änderung am 01.11.2016 |