Das romantische Sebnitztal, liegt Abseits der großen Besucherströme, die die Sächsischen Schweiz durchziehen. Das ruhige Tal hat neben vielen botanischen Kostbarkeiten auch einiges aus der Geschichte zu berichten.
Ein mit einem "roten Punkt" gekennzeichneten Wanderweg beginnt in Sebnitz und führt uns Bachabwärts durch das Sebnitztal bis nach Porschdorf. In Porschdorf vereinigt sich die Sebnitz mit der Polenz und fließt jetzt als Lachsbach bei Rathmannsdorf in die Elbe. Angelegt wurde der Wanderweg vom Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz. Neben der sich durch das Tal windenden "Sebnitz" verläuft eine Bahnstrecke von Sebnitz bis nach Bad Schandau. Die auch "Sächsische Semmeringbahn" genannte Linie wurde in den Jahren 1874 bis 1877 errichtet. Auf dieser Strecke liegen sieben Tunnel und zahlreiche Brücken und zwei Viadukte.
Etwa 200m oberhalb des Haltepunktes Mittelndorf, befinden sich die spärlichen Überreste eines einst imposanten Bauwerkes, der Sputhmühle.
Benannt ist sie nach ihrem Erbauer Robert Ludwig Sputh. Sputh war Unternehmer und wurde am 18.Juni 1843 in Dresden geboren. Er verstarb am 27.Februar 1913 und wurde auf dem Johannisfriedhof in Dresden beigesetzt. Nach seinem Tod wurde das Werk von seinen Erben weitergeführt.
Sputh besaß schon in Sebnitz eine Papierfabrik und entwickelte hier die Idee auch im Sebnitztal eine Holzstofffabrik zu errichten. Errichtet wurde die Anlage als Holzschleiferei in den Jahren um 1880. Aus dem Holzschliff wurde Papier und Pappe hergestellt. Angegliedert waren eine Stanzerei und eine Druckerei. Die damalige Größe der Fabrik, von immerhin 100m Länge, läßt sich heute nur noch erahnen. Weithin sichtbar waren die beiden ca. 30m hohen Schornsteine.
Bis zu 120 Personen waren im Schichtbetrieb im Werk beschäftigt und ein wichtiger Arbeitgeber für die Menschen der umliegenden Dörfer wie Goßdorf, Kohlmühle, Mittelndorf, Altendorf und Ulbersdorf.
Für die Anlieferung des Holzes und den Abtransport des Holzschliffs und der Fertigprodukte wurde eigens für die Sputhmühle ein Gleisanschluss zur Bahnstrecke Sebnitz- Bad Schandau verlegt. Eine feste Straßen- oder Wegeanbindung zur Fabrik hat nie bestanden.
In den unter Bewuchs verborgenen Gemäuern wurde eine, zumindest für die Männerwelt nicht unbedeutende Erfindung gemacht.
1892 erhielt Robert Sputh das Patent 68499 für sein Verfahren zur Herstellung von sog. Faserguß-Untersetzern. Der Bierdeckel war geboren und machte die Sputhmühle in der ganzen Welt bekannt. Er goss einen Papierbrei in Formen und ließ diese über Nacht trocknen. Die Untersetzer hatten einen Durchmesser von 107 mm und waren 5 mm dick. Schnell setzten sich die in der Sputh- Mühle bei Sebnitz hergestellten, saugfähigen und hygienischen Pappscheiben gegenüber den früher üblichen Filz- Untersetzern durch.
Am 16. März 1937 kam es zu einer Katastrophe, infolge Selbstentzündung kam es zu einem Brand, dem das Werk zum Opfer fiel. Infolge eines fehlenden festen Anfahrtsweges war für die Feuerwehren der umliegenden Orte eine schnelle Brandbekämpfung nicht möglich. Zu einem erneuten Wiederaufbau der Fabrik im Sebnitztal kam es nicht mehr.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die noch bestehenden Gebäude nochmals ausgebaut und von Umsiedlern bezogen. Im Jahre 1967 verließen die letzten Bewohner die ehemalig stolze Fabrik. 1970 wurde das Ende der einst international bekannten Fabrik endgültig besiegelt, ihre baufälligen Reste wurden gesprengt.
Im Laufe der Zeit und mit zunehmenden Bewuchs ist Sputhmühle zunehmend in Vergessenheit geraten. Vielleicht erinnern sie sich bei einem Bier an die interessante Geschichte um die Entdeckung des Bierdeckels.
Eine schöne und interessante Wanderung durch das Sebnitztal und der Sputhmühle wird im Wanderführer von Peter Rölke "Am Rande der Sächsischen Schweiz" beschrieben.
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- Allgemeines und Unternehmensgeschichte der Sputhmühle
Letzte Änderung am 20.05.2014 |
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