Polenztal


Die malerischen Täler der Sächsischen Schweiz üben auf jeden Besucher einen ganz besonderen Reiz aus. Neben dem Kirnitzschtal zählt das Polenztal zu den Bekanntesten. Die steil aufsteigenden Felsen, aber auch die teils seltenen und unter Schutz stehenden Tier- und Pflanzenarten hinterlassen bei jeden einen bleibenden Eindruck.

Diese Einzigartigkeit führte dazu, dass schon im Jahre 1910/12 Teile des Polenztales und Brandgebiets, als erstes Naturschutzgebiet Sachsens, unter Schutz gestellt wurden. 1940 wurde dann das Engtal der Polenz zum Naturschutzgebiet erklärt. Seit 1990 ist das Tal Bestandteil des Nationalparks "Sächsische Schweiz". Von einigen Wegesicherungsmaßnahmen abgesehen, wurde hier die Natur seiner natürlichen Entwicklung überlassen, was wir an den teils urwüchsigen Waldbildern unschwer erkennen.

Im über 100 Meter tief eingeschnittenen Felsental kommt es zur Ausbildung eines vegetationsprägenden Eigenklimas. Dieses "Kellerklima" zeichnet sich durch geringe Sonneneinstrahlung und Luftbewegung, also durch größere Kühle und höhere Luftfeuchte aus. Nur einige wenige Stunden scheint hier im Sommer die Sonne, so kommt es hier zur bekannten Umkehr der Vegetation. Das hat zur Folge, dass in den kühlen und dunklen Tälern Pflanzen vorkommen, die man sonst nur im Gebirge findet.

Gastätte Polenztal
Historische Ansicht der Gaststätte Polenztal

Nachdem das Polenztal, etwa unterhalb des Hocksteins, seinen Übergang vom Granit in den Sandstein vollzogen hat, befindet sich die Gaststätte und Pension "Zum Polenztal". Über den Zeitpunkt ihrer Erbauung ist mir leider nichts bekannt. Am 7. August 2010 wurde die Gaststätte durch ein Hochwasser der Polenz überflutet und große Schäden angerichtet. Nach dem Wiederaufbau wurde die Gaststätte am 5. November 2010 wiedereröffnet. Sie ist bei Wanderern und Urlaubern als Einkehr- und Übernachtungsgelegenheit sehr beliebt.

Im Talbereich finden wir einen bodensauren Tannen- (Fichten)- Buchenwald mit seiner typischen montan geprägten Bodenflora. Seit jeher gibt es an diesen Standorten natürliche Fichtenvorkommen. Besonders bemerkenswert ist eines der größten Tannenvorkommen welches sich in der Polenztalklamm befindet. Am Wildbach Polenz finden wir in den gut entwickelten Hochstaudenfluren den Rauhhaarigen Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum), Gemeine- und Weiße Pestwurz (Petasites hybridus und albus), Akeleiblättrige Wiesenraute (Thalictrum aquilegiifolium), Bärlauch (Allium ursinum), Bach Ehrenpreis (Veronica beccabunga), Straußenfarn (Matteuccia struthiopteris) und im Frühjahr den Märzenbecher (Leucojum vernum).

Märzenbecher im Polenztal
Märzenbecher im Polenztal

Mehr in den Waldbereichen wachsen die Hainsternmiere (Stellaria nemorum), Waldgeißbart(Aruncus dioicus), Purpurhasenlattich (Prenanthes purpurea) und verschiedene Farnarten. An einer Stelle, etwa in der Mitte der Klamm, kommt die montane Quirl- Weißwurz (Polygonatum verticillatum) vor. In sumpfigen Waldbereichen unter Schwarzerlen kann man Sumpfvergißmeinicht(Myosotis scorpioides), Wechselblättriges Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium), Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara) und Quellsternmiere (Stellaria alsine) entdecken.

Als Neubürger, die sich im Polenztal stark ausbreitet haben, sind das drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) und der Schlitzblättrige Sonnenhut (Rudbeckia laciniata) zu erwähnen.

Am Bach finden wir in der Regel die Wasseramsel, und auch die Gebirgsstelze und der Zaunkönig brüten nicht selten im geeigneten Habitat. Mit etwas Glück kann man, pfeilschnell und mit pfeifenden Ton, den Eisvogel über den Bach dahinjagen sehen. Noch seltener aber gelingt eine Beobachtung des sehr scheuen Schwarzstorches, der im Bach nach kleineren Fischen sucht.

Die Polenz selbst besitzt eine artenreiche Fischfauna (insgesamt 14 Arten). Neben dem Atlantischen Lachs und der Bachforelle kommen u.a. noch Westgroppe, Äsche, Gründling, Schmerle, Moderlieschen, Bachsalbling und das Bachneunauge vor. Auch der Fischotter ist regelmäßig an der Polenz anzutreffen, und hin und wieder kann man seine Trittsiegel oder einen Fraßplatz mit Fischresten am Bach finden.

Walterdorfer Mühle

Von der alten Waltersdorfer Mühle findet man außer den ehemaligen Mühlgraben, keine Überreste mehr und sein Standort lässt sich nur noch erahnen. Die hölzerne Mühle stand unterhalb des jetzigen Mühlweges. Nach einem Brand 1845 wurde sie von einen Waitzdorfer Faselt als Mahl und Schneidemühle wieder aufgebaut.

Hotel und Restaurant Waltersdorfer Mühle
Waltersdorfer Mühle (Hotel-Restaurant)

Das einzige heute noch bestehende Gebäude wurde oberhalb der Brücke als Hotel im Schweizer Stil mit Veranda und Garten errichtet. Dieses Gasthaus diente lange Zeit als Ferienheim eines volkseigenen Berliner Betriebes.[1]

Gondelteich und Badegelegenheit bei der Walterdorfer Mühle

Um 1893 gab es erstmals Pläne an der Walterdorfer Mühle die Polenz anzustauen und wie auf der Kirnitzsch eine Kahnfahrt einzurichten.[2]

Über 40 Jahre später wurde ein weiterer Versuch unternommen eine Staumauer zu errichten.

Der Besitzer des "Hotels zur Waltersdorfer Mühle", Otte Seifarth richtete am 3. Dezember 1936 ein Schreiben an das Forstamt Hohnstein mit folgender Bitte:
"...Ich würde zur Ausführung bringen: 1. Errichtung einer Staumauer mit Stauwehr von der Polenztalstrasse bis zum gegenüberliegenden Waldrande, zwecks Anstauung des Polenzbaches auf eine Länge von 200 Meter.
2. Errichtung einer Gondelgelegenheit auf entstehenden Teich , sowie eine Badegelegenheit auf der Waldseite...".

Das Forstamt Hohnstein leitete das Schreiben am 23. Dezember zusammen mit einer Stellungsnahme an die Landesforstverwaltung weiter.

In der Stellungnahme wird empfohlen den Gastwirt die Zustimmung zu versagen. Als Begründung wird unter anderen auf eine Verschandlung der Landschaft, Beeinträchtigung der Fischerei und erschwerte Holzabfuhr genannt. Darüber hinaus war Seifarth als streitsüchtig, nörgelnd und immer unzufrieden bekannt, was zukünftig immer wieder zu Reibereien führen würde.

Auch gab es 1890 ernsthafte Bestrebungen eine Bahnstrecke durch das Polenztal zu Bauen. Dieser Plan wurde glücklicherweise fallengelassen. Stattdessen wurde eine Bahnstrecke von Hohnstein durch das Schwarzbachtal errichtet.

Am 6. April 1937 schrieb die Landesforstverwaltung an Otto Seifarth: "...Ich muß Ihnen mitteilen, daß die Landesforstverwaltung dem Bau einer Staubeckenanlage und der Errichtung eines Gondelteiches mit Badeanstalt im Polenztal nicht zu stimmen kann." Begründet wird dies mit den schon genannten Gründen. Unterzeichnet mit "von Vizthum".

Frinztalmühle

Ehemalige Frinztalmühle. Sie diente bereits 1534 als Mahlmühle zu Porschdorf und entwickelte sich später zu einem damals in der Schandauer Gegend bekannten Gasthaus mit Beherbergung. Aus der Mühle entstand später eine Fabrik und das Gästehaus wurde ab dem Jahre 1920 zu Wohnzwecken für die Betriebsangehörigen genutzt.

Sonstiges

In den letzten Kriegsjahren wurden von Kriegsgefangenen, unterhalb der Waltersdorfer Mühle, Stollen in die Wände getrieben die später zu gesprengt wurden. Die Kriegsgefangenen wurden in Baracken in der Nähe der Ochelbaude untergebracht. In den Stollen sollte Treibstoff hergestellt werden. Geplant war auch die Verlegung einer Gleisanlage in das untere Polenztal.

die Polenztalbrücke, die Rathewalde mit Hohnstein verbindet, mit wurde 1925 erbaut. Im Kriegsjahr 1813 konnte die Brücke nur von einem Fuhrwerk passiert werden.

Im unteren Abschnitt des Polenztales, noch oberhalb der Frinztalmühle besaß das Kammergut Lohmen viele Jahre eine große Wiese zur Bewirtschaftung. Diese Pacht wurde in den 30. Jahren aufgelöst.

im Polenztal, einige hundert Meter unterhalb der ehemaligen Mühle, stand früher eine Pumpanlage, die die Orte Waltersdorf und Rathen mit Wasser versorgte.

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- [1] Richard Vogel- Werte unserer Heimat (Gebiet Königstein)

- [2] - Graf- SSI- Heft 17


Letzte Änderung am 03.05.2013


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