Der Brand bei Hohnstein


Einleitung Brand

Der Brand ist ein 187 m über der Polenz gelegener Aussichtspunkt mit Gaststätte und Hotel. Schon in den historischen Wanderführern wird der Blick vom Brand mit der berühmten Basteiaussicht verglichen. Das brachte dem Brand auch den Namen "Balkon der Sächsischen Schweiz" ein. Im Vergleich zu den Touristenströmen auf der Bastei geht es auf dem Brand, abgesehen zu Wochenenden und Feiertagen, ruhiger zu. Auch ist er nicht mit dem Auto oder dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen. Einzige Alternative ist ein Pferdegespann das in den Sommermonaten zwischen Hohnstein und dem Brand verkehrt.

Adrian Ludwig Richter - Brandaussicht
Abb.1 - Adrian Ludwig Richter
Brandaussicht 1820

Am einfachsten ist der Brand auf einem ca. 45 minütigen Fußmarsch, bequem von Hohnstein aus, über die Brandstraße zu erreichen. Die Brandstraße, führt durch ein größeres geschlossenes Waldgebiet das vom Polenztal, dem tiefen Grund und Hohnstein begrenzt wird, als Brandgebiet bezeichnet wird. Die Brandstraße ist die einzige Zufahrtsmöglichkeit für Übernachtungsgäste und Versorgungsfahrzeuge und als Radrouten im Nationalpark ausgewiesen. Der Name "Brand", soll sich auf einen verheerenden Waldbrand beziehen.

Auf dem von Hohnstein kommenden, ca. 2 km langen Weg befindet sich der "Wettinplatz". Ein kleiner Platz, mit einigen Bänken, an dem ursprünglich 1879? 16 Eichen gepflanzt wurden. Davon sind gegenwärtig noch 11 erhalten.

Unterhalb des Platzes steht die 1855 errichtete "Brandplumpe" auch "Waldbornquelle" genannt (Abb.4). Vor dem Bau der Wasserleitung aus dem tiefen Grund, diente der Born zur Wasserversorgung der Brandgaststätte.

Gaststätte Brand

Zwar nicht unmittelbar am historischen Malerweg gelegen, wurde aber von vielen Schweizreisenden ein Abstecher auf die reizvolle Brandaussicht unternommen. So schrieb zum Beispiel Wilhelm Leberecht Götzinger in seinem Reiseführer " Schandau und seine Umgebung oder Beschreibung der sogenannten sächsischen Schweiz (1804)" über die Aussicht vom Brand " überaus schön, des kleinen Umwegs wert". Im Vergleich zur Bastei wo eine erste Versorgung von Reisenden bereits ab 1812 durch den Lohmener Fleischer Pietsch erfolgte, waren hier die Wanderer auf ihre selbst mitgebrachte Verpflegung angewiesen. Bedingt durch den stetig zunehmenden Besucherverkehr kam es in der Folgezeit aber auch auf dem Brand zu ersten Versuchen die erschöpften Wanderer mit einfachen Speisen und Getränken zu versorgen.

Brand mit Blockhaus
Abb.2 - Brand mit Blockhaus

Alte Schriften berichten, dass um 1830 ein einfaches Rindenhäuschen auf dem Brandplateau gestanden haben soll um die hungrigen und durstigen Schweizreisenden zu beköstigen.

Der Sächsische Geograph und Schriftsteller Albert Schiffner (1792-1873) schreibt in seiner "Beschreibung der sächs.- böhm. Schweiz" (2 Bde. Meißen 1835) : "Die Höhe (Brand) zeigt einige rustikale Sitze, auch mehr im Hintergrunde eine geringe Hütte, worin ein aus Hohnstein täglich hierher wanderndes Mütterchen Erfrischungen feilhält. Bis zum Orkan im Dezember 1833 stand weiter nach vorn ein niedliches Rindenhäuschen für die Gäste. Die in einer Schlucht nach SO hin angebrachten Küche wird nicht genutzt."

1856 reifte bei der Forstverwaltung der Entschluss, auf dem Felsplateau ein massives Blockhaus zu errichten. Das erste brannte leider ab, das wieder aufgebaute Gebäude steht heute noch (Abb.3) und wird für wechselnde Ausstellungen verwendet.

Mit dem wachsenden Besucheransturm wurde ein weiterer Neubau erforderlich. Im Jahre 1877 begann der Bau der heutigen Gaststätte durch den aus Hohnstein stammenden Pächter Christian August Uhlig [2]. Es war ein steinerner Bau, er wurde 1899 erweitert und um ein Stockwerk erhöht. 1893 errichtete die Forstverwaltung gegenüber der Gaststätte ein großes Logierhaus (Abb.3) – das heutige Steinhaus- es wurde zu DDR Zeiten als Ferienheim des Bau und Montagekombinates Karl- Marx- Stadt genutzt. Das Baumaterial für den Bau, wurde in einem Bruch nördlich der Thümelgrotte gewonnen.

Brandaussicht um 1900
Abb.3 - Brandaussicht um 1900

Am 08. Juni 1908 wurde ein Pachtvertrag zwischen dem Forstfiskus, vertreten durch den Revierförster von Hohnstein und Rudolf Alfred Uhlig, dem Sohn von Christian August Uhlig, unterzeichnet. Er wurde in der Folgezeit mehrmals verlängert. Uhlig ließ um 1925 auf eigene Kosten eine Stromleitung von der Waltersdorfer Mühle auf den Brand legen. Nach Ende des zweiten Weltkrieges endete auch die erfolgreiche Geschichte der Familie Uhlig.

Nach vielen Jahren, in denen die Baude sich in einem sehr schlechten Zustand befand, hat sie seit 2006 einen neuen Betreiber. Nach umfangreichen Modernisierungen und Erweiterungen im Sommer 2007, ist sie jetzt jederzeit dem Besucher zu empfehlen.

Das renovierte historische Blockhaus beherbergt seit 2006 eine Informationsstelle der Nationalparkverwaltung. Im Zentrum der wechselnden Ausstellungen befindet sich ein großes Relief der Sächsischen Schweiz. Es wurde im Jahre 1956 von der mit der Region verbundenen Künstlerin Irmgard Uhlig geschaffen. Um Zuge einer Umgestaltung der Ausstellung wird auch das mittlerweile in die Jahre gekommenen Relief restauriert. Mit der Wiedereröffnung der Infostelle ist im Frühjahr 2014 zu rechnen.

Wasserversorgung für den Brand:

Brandplumpe an der Brandstraße
Abb.4 - Brandplumpe

Wie oben schon beschrieben, begann alles mit der Wasserentnahme an der Brandplumpe (Abb.4) und dem anschließenden Transport des Wassers bis zum Brand. Mit dem steigenden Wasserbedarf und dem umständlichen Transport wurde nach einer neuen Lösung gesucht. Gefunden wurde sie mit einer Pumpstation, einem sogenannten "Hydraulischer Widder", im Tiefen Grund.

Das Quellwasser wird in einem Sammelbehälter aufgefangen und konnte mit einer aufgesetzten Pumpe entnommen werden. Aus dem Überlauf wird der sogenannte Sauteich gespeist. Der Teich diente in früheren Zeiten den Hohnsteiner Bürgern zur alljährlichen Eisnutzung.

Bei einem "Hydraulichen Widder" handelt es sich um eine wassergetriebene Pumpe. Sie benötigt für den Betrieb nur ein ausreichendes Gefälle. Strom ist für den Betrieb der Pumpe war nicht erforderlich. Er eignet sich daher für den Betrieb in abgelegenen und unerschlossenen Gebieten.

Die im Jahre 1906 errichtete Anlage drückte täglich 2500 Liter Wasser durch eine Rohrleitung auf den Brand. Die Länge der Leitung betrug ca. 297 Metern und musste im Jahre 1928 erneuert werden. Das überflüssige Wasser wurde in dem kleinen Teich gesammelt der sich jetzt hinter dem Haus "Rosel" befindet. Früher befand sich in der Nähe des Teiches ein Pferdestall. Zusätzlich diente der Teich zur Eisgewinnung.

Später wurde der "Hydrauliche Widder" durch eine elektrische Pumpe ersetzt. Der Strom wurde der 1926/27 errichteten Leitung nach Waitzdorf entnommen. Reste des Pumpenhauses und ein Strommast sind noch heute im tiefen Grund zu finden.

Wie lange dies Druckleitung aus dem "Tiefen Grund" in Betrieb war ist mir noch nicht bekannt. Gegenwärtig wird die Wasserversorgung des Brandes durch eine Leitung von Hohnstein aus gewährleistet.

Die Thümelgrotte am Brand

Brand - Carl August Richter - Auf dem Brand 1818
Abb.5 - Carl August Richter - Auf dem Brand 1818

Östlich der Gaststätte befindet sich ein Plateau, man erreicht es über eine im Jahre 1851 errichtete steinerne Bogenbrücke. Sie wurde im gleichen Stil errichtet wie zahlreiche weitere Brücken in der Sächsischen Schweiz. Ich denke hier zum Beispiel an die Basteibrücke, die Teufelsbrücke am Hockstein und die Brücke am Halbenweg.

Zuvor hat eine Brücke aus Holz die enge Schlucht überspannt. Diese Holzbrücke wird auch auf einer Radierung von "Carl August Richter - Auf dem Brand" dargestellt. Der Standort für dessen Herstellung dürfte ungefähr die Stelle sein, wo sich jetzt das Restaurantgebäude befindet. (Abb.5).

Auf der westlichen Seite der Brücke nach der einige steinerne Stufen hoch zur Gaststätte führen, ist die Jahreszahl 1822 eingemeißelt. Möglicherweise ist das ein Hinweis auf die Erbauung oder eine Erneuerung der hölzernen Brücke.

Heute kaum besucht, hatte das Plateau neben der Brandbaude in der Vergangenheit eine größere Bedeutung als heute. Darauf weißt auch hin, dass sich hier früher eine kleine Kapelle (Abb.6) und weitere bauliche Anlagen befunden haben.

Die Thümelgrotte gehört zu den Anlagen auf dem Brand, die der von 1815 bis 1823 in Hohnstein amtierende Revierförster Ludwig Jacob von Carlowitz anlegen ließ. Carlowitz hat auch den Bau der "Teufelsbrücke" auf den Hockstein veranlasst.

Moritz August von Thümmel (27.Mai.1738- 26.Okt.1817) gehörte um die Wende vom 18. zum 19. Jh. zu den deutschen Schriftstellern und Dichtern, deren Werke in den Kreisen des gebildeten Bürgertums und Adels gerne gelesen wurden.

Sein Hauptwerk „Reise in die mittägigen Provinzen von Frankreich“ erschien von 1791- 1805 in zehn Bänden.

In der Thümelgrotte befindet ein eingemeißelter Vers, der heute nur noch schwer zu entziffern ist:


„Wohl mir, daß mir noch unverwöhnet
Die Lockung der Natur gefällt,
Solch eine Gegend, Freund, versöhnet
Mich mit dem Ueberrest der Welt.
Man wird des Lebens überdrüssig
Auf aller Ebb und Fluth der Stadt,
Doch hier, geschäftig oder müßig
Wird keiner seines Daseins satt.”

v. Thümmel

Brand um 1830
Abb.6 - Brand um 1830

Brandscheibe

Etwas links der Aussicht, hoch über dem Polenztal gelegen, ist ein steil aufragender Felsen nicht zu übersehen. Es ist die Brandscheibe, ein beliebter Kletterfelsen im Brandgebiet. Die Brandscheibe wurde erstmals am 24. September 1905 von Oliver Perry-Smith bestiegen. Gegenwärtig sind 10 Kletterwege, mit dem Schwierigkeitsgrad zwischen V bis VIII, erschlossen

Hafersäcke

Wenn man dem Brand einem Besuch abstattet, lohnt auch ein kurzer Abstecher zu den Hafersäcken. Dazu geht man nach dem Gasthaus rechts Richtung Brandstufen und hält sich anschließend links. Am Weg befindet sich auch ein entsprechender Wegweiser. Nach dem überqueren einiger kleiner Brücken, hat man einen schönen Blick in den tiefen Grund. Die Talsohle befindet sich ca. 120 m unter der Aussicht.

Direkt gegenüber befindet sich das nur aus wenigen Häusern bestehende Ortschaft Waitzdorf. Links von der Aussicht erscheinen die steil aufragenden Hafersäcke. Die Verwitterung der Felsen gibt ihnen heute das Aussehen von zugeschnürten Hafersäcken.

Weitere Wege auf den Brand

Neben des Eingangs erwähnten Zugangs über die Brandstraße, ist die Aussicht auch vom Tiefen Grund und dem Polenztal aus, zu erreichen.

Die Brandstufen sind ein recht steiler und schweißtreibender Anstieg auf das Brandplateau. Im unteren Teil noch allmählich ansteigend geht es im oberen Teil recht steil über Holz- Stein- und Eisenstufen weiter. Aus dem Polenztal ist der Weg durch den Schulzengrund eine Empfehlung wert.

Beide Wege lassen sich in einen interessanten und abwechslungsreichen Rundweg einbinden. Als Ausgangpunkt wählt man den kostenlosen Frinztalparkplatz.

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Literaturquellen:

- [1] Richard Vogel- Werte unserer Heimat (Gebiet Königstein)

- [2] Über Berg und Tal - März 1927


Interessante links :

- Internetseite der Brand-Baude

- Moritz August von Thümmel- SÄMMTLICHE WERKE


Letzte Änderung am 27.12.2014


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