Ernährung der hügelbauenden Waldameisen


Einleitung:

Der Inhalt der folgenden Seite beschäftigt sich mit der Ernährung der Ameisen. Nach einem kurzen allgemeinen Überblick, gehe ich im weiteren speziell auf Ernährung der Hügelbauenden Waldameisen ein.

Ernährungsstrategien der Ameisen - allgemein:

Ameisen nutzen eine oder mehrere Nahrungsquellen um ihren Energiebedarf zu decken. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Ameisenarten.

Folgende Quellen haben sich die Ameisen erschlossen :

Jagd (Zoophagen)

Hiermit ist die Jagd auf Insekten in der Umgebung des Nestes gemeint.

Honigtau

Die Wissenschaftliche Bezeichnung hierfür nennt man (Trophobiose). Der Honigtau ist die nährstoffreiche Ausscheidung von Blatt- und Schildläusen.

Pflanzensäfte

Bei der Nutzung von Pflanzensäften und Nektar werden die Leitungsbahnen von Pflanzen durchtrennt um an die begehrten Nahrungsquellen heranzukommen.

Verbreitung von Samen

Die Verbreitung von Samen durch Ameisen wird ((Myrmecochorie) genannt. Einige Pflanzen nutzen zu ihrer Verbreitung die Hilfe der Ameisen. Der Samen der Pflanze hat ein nährstoffreiches Anhängsel, Elaiosom genannt, das die Ameisen anlockt. Nach dessen Verzehr wird der unversehrte Samen aus dem Nest entfernt. Zu den Pflanzen die diese Verbreitungsstrategie benutzen gehören zum Beispiel: Veilchen, Schöllkraut und Maiglöckchen.

Ernteameisen

Der Unterschied zwischen der Verbreitung von Samen und den Ernteameisen (Granivoren) besteht darin, dass die Ernteameisen den eigentliche Samen auffressen. Dies schadet auf den ersten Blick der Fortpflanzungsquote der betroffenen Art. Anderseits wird nicht jeder Samen verspeist, sondern gelegentlich auch einmal auf dem Weg ins Nest verloren oder vergessen, was wieder der Verbreitung der Pflanzenart zugutekommt.

Falsche und echte Diebe (Kleptobionten)

Einige Arten haben sich eine zusätzliche Nahrungsquelle erschlossen. Sie entwenden die Beute anderer Ameisen wenn sie nicht aufmerksam genug sind oder dringen in deren Nester ein und stehlen deren Vorräte und Brut.

Ein Vertreter dieser Ernähruungsform ist Solenopsis fugax die Gelbe Diebsameise die auch diebische Zwergameise genannt wird. Sie stiehlt ihre Nahrung aus den Nestern anderer Ameisen.

Solenopsis fugax - Gelbe Diebsameise.

Solenopsis fugax - Wikipedia.

Solenopsis fugax - Ameisenwiki


Hauptnahrungsquellen der Hügelbauenden Waldameisen:

Die hügelbauenden Waldameisen ernähren sich im wesentlichen von folgenden:

Nahrung Anteil
Honigtau 62 %
Insekten 33 %
Baumsäfte 4 %
Tierleichen, Pilze, Pflanzensamen 1 %


Honigtau:

Der hauptsächlich aus Frucht-, Trauben- und normalem Zucker (Saccharose) bestehende Honigtau, stellt die wichtigste Nahrungsquelle der Waldameisen dar.

Honigtau ist das zuckerhaltiges Ausscheidungsprodukt von Blatt, -Schild- und Wurzelläusen das von ihnen aus den Leitungsbahnen der Bäume und Pflanzen aufgenommen werden. Für ihre Entwicklung benötigen die Blattläuse Stickstoff- und Eiweißverbindungen die sie aus dem Pflanzensaft herausfiltern.

Die Blattläuse verarbeiten selbst nur einen geringen Teil der aufgenommenen Pflanzensäfte. Ein Teil Säfte, vor allem die Kohlenhydrate, werden ungenutzt von der Blattlaus ausgeschieden.

Der jährliche Nahrungsbedarf an Honigtau von ca. 1 Millionen Waldameisen kann dabei mit 200 Liter „Honigtau“ angesetzt werden. Die Waldameisen besuchen und beschützen mindestens 70 Honigtau ausscheidende Lausarten, darunter auch Rinden- Schild und Wurzellausarten.

Im einfachsten Fall brauchen die Honigtau suchenden Ameisen nur die ausgeschiedenen Tröpfchen aufnehmen. Weit häufiger findet aber eine Art "Melken" statt, bei dem die Ameise mit ihren Fühlern sanft auf den Hinterleib der Laus trommelt. Auf dieses Signal hin hebt sie ihren Hinterleib und gibt einen Tropfen Honigtau ab. Die Ameise speichert ihn in ihren Kropf und transportiert die Nahrung in das Nest.

Diese werden regelmäßig, auf sogenannten Belaufbäumen in der näheren Umgebung stehenden Bäumen "gemolken".

Die Wechselbeziehung zwischen Ameisen und den Honigtauerzeugern nennt man Trophobiose, also eine Beziehung zum gegenseitigen Vorteil. Das Wort Symbiose stammt von dem griechischen Wort "Symbiosis". In dieser Beziehung geben die Blattläuse Honigtau an die Ameisen ab und die Läuse werden dafür von den Ameisen beschützt indem sie Feinde von den Blattläusen fernhalten.

Neben den Schutz profitiert die Laus auch davon, dass die Ameise die klebrigen Ausscheidungen (Honigtau) von den Blättern entsorgen. Würde dies nicht geschehen, käme es zu übermäßigen Ablagerungen in denen sich Pilze und Bakterien ansiedeln würden.

Im Sommer 2012 machte ich in der Nähe von Waitzdorf, einen kleinen Dorf in der Sächsischen Schweiz, eine interessante Beobachtung. Ich sah, wie Ameisen der Art Formica polyctena (Kahlrückige Waldameise), durch kleine Löcher im Waldboden eine Kolonie Wurzelläuse besuchten. Es gelang mir, davon ein kurzes Video mit meinem Fotoapparat aufzunehmen. Man erkennt deutlich die Öffnung neben der Wurzel und der herausgetragenen Erde.

Futterverteilung:

Wer benötigt das in das Nest transportierte Futter? Das sind die große Anzahl der im Innendienst beschäftigten Arbeiterinnen die blinden und bewegungsunfähigen Larven und die Königin bzw. Königinnen. Die Versorgung kann auf zwei Wegen erfolgen. Einmal wird das erjagde Insekt gemeinsam aufgefressen und andererseits wird das Futter durch Hervorwürgen des Kropfinhaltes an die anderen verteilt.

Ameisen die Hunger haben, betteln mit bestimmten Gesten und Verhaltensweisen Artgenossen mit gefüllten Kropf zur Futterabgabe an. Die Futterholerin verteilt ihren Kropfinhalt an mehrere Nestmitglieder die ihrerseits auch wieder das erhaltene Futter mit mehreren anderen Ameisen teilen.

Auch wir Menschen haben etwas von den Blatt- und Schildläusen und dem sie pflegenden Ameisen! Die anfallenden Honigtau- Überschüsse können den Ertrag von Bienenvölkern an ameisenreichen Waldorten verdoppeln. Der meist dunkle Waldhonig hat seinen Ursprung in dem Honigtau der Läuse.


Insekten:

Insekten tragen, mit ca. 30%, zur Ernährung der hügelbauenden Waldameisen bei.

Ameisen erbeuten ein Insekt
Ameisen erbeuten ein Insekt

Ein mittelgroßes Volk der kahlrückigen Waldameise (F. polyctena) mit 2 qm Nestfläche vertilgte in einem Mischwald von Anfang April bis Ende Oktober ca. 10 Mill. Insekten das entspricht in etwa 30 kg.

Die erbeuteten Insekten können auf zwei Arten in das Nest transportiert werden. Die erste hat sicher schon jeder einmal beobachtet der in der Nähe eines Hügels das emsige Treiber der Ameisen verfolgt hat. Erlegte Insekten werden von einer oder auch mehreren Ameisen zum Nest transportiert. Dabei kann das Gewicht der Beute ein vielfaches des Gewichtes der Ameise betragen.

Die zweite Möglichkeit das Insekt zu transportieren, kann man nicht direkt beobachten, ist aber nicht weniger interessant. Die Beute oder Teile davon werden in flüssiger Form nach Hause transportiert. Hierzu wird die Beute durch Sekrete die von der Ameise abgegeben wird, verflüssigt und ausgesaugt. Auf die gleiche Art und Weise gehen auch die Spinnen bei der Verdauung ihrer Beute vor.

In der Umgebung von Ameisennestern ist eine wesentlich geringere Insektendichte als in der weiteren Umgebung zu beobachten. Dies hat einen positiven Einfluß in Zeiten mit hohen Schädlingsbefall.


Baumsäfte:

Die zuckerhaltigen Baumsäfte spielen vor allem im Frühjahr eine gewisse Bedeutung. Die anderen wichtigen Nahrungsquellen wie Honigtau und Insekten stehen zu diesem Zeitpunkt noch nicht in ausreichender Häufigkeit zur Verfügung.


Pflanzensamen und Pilze:

Pflanzensamen und Pilze spielen bei der Ernährung der hügelbauenden Waldameisen nur eine untergeordnete Rolle.

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Literaturquellen:

- Die Ameisen: Biologie und Verhalten - Walter Kirschner

- Die Waldameise: Biologie-Ökologie und forstliche Nutzung - Karl Gößwald

- Waldbewohnende Ameisen - Dr. Gustav Wellenstein (1990)

- Die Ameisen Mittel- und Nordeuropas - Bernhard Seifert


Interessante links :

- Honigtau - Wikipedia


Letzte Änderung am 12.03.2013