Die Feinde der Ameisen


Einleitung:

Das Word "Ameisenfeinde"

Wer sind die größten Feinde der Ameisen? Viele werden sofort spontan antworten- der Mensch! Aber weit gefehlt, die größten Feinde der Ameisen sind die Ameisen selbst. Das bezieht sich sowohl auf anderer Ameisenarten als auch Nester der gleichen Art. Aber auch andere Lebewesen, wie zum Beispiel Spinnen, Käfer, Vögel und einige Säugetierarten machen den Ameisen, sowohl im, als auch außerhalb des Nestes, dass Leben schwer.

Im folgenden werde ich auf die einzelnen Widersacher der Hügelbauenden Waldameisen eingehen. Wer sich intensiver mit dem Leben der Ameisen beschäftigen möchte, verweise ich auf die nebenstehende Literatur.

In meinem Artikel habe ich eine Unterteilung nach: Ameisen, Wirbellosen, Vögeln, Säugetieren und dem Menschen durchgeführt.


Ameisen:

Als größte Bedrohung werden Arten attackiert die auf die gleichen Nahrungsquellen zugreifen. Diese werden als Nahrungskonkurrenten betrachtet und rücksichtslos bekämpft. Arten die andere Ernährungsstrategien verfolgen werden dagegen meist toleriert.

Die aggressivste Art unter den Waldameisen sind mit Abstand die Blutroten Raubameisen (Formica sanguinea). Sie unternimmt regelrechte Raubzüge gegen andere Völker um deren Eier und Puppen zu rauben und erwachsene Tiere zu erbeuten. Die getöteten Ameisen dienen zum Teil als Nahrung. Die aus den Eiern und Puppen geschlüpften Larven werden von den Raubameisen groß gezogen um anschließend die Arbeiten im Nest der Raubameisen zu verrichten.

Aber auch die Arbeiterinnen von zwei Nestern, der monogyn lebenden "Großen roten Waldameise" (Formica rufa), werden sich rücksichtslos bekämpfen, sobald sich ihre Einflussbereiche überschneiden. Etwas anders ist es bei dem meist polygynen Arten der Wiesenameise (Formica pratensis) und der kleinen kahlrückigen Waldameise (Formica polyctena). Die Nester ihrer Kolonien leben untereinander im friedlichen Einvernehmen. Der Grund ist, dass alle Nester ein Ursprungsnest haben.

Es stellt sich die Frage, wie erkennen die Ameisen eines Nestes, die Ameisen eines anderen Nestes? Die Ursache hierfür ist der unterschiedliche und individuelle Nestduft des Nestes bzw. der Kolonie. Dieser geht von der Königin bzw.den Königinnen aus, und wird an die Arbeitererinnen übertragen. Alles was diesen Duft nicht trägt wird als Feind betrachtet und attakiert.


Wirbelose:

>> Ameisenlöwe <<

Fangtrichter des Ameisenlöwen
Fangtrichter des Ameisenlöwen

Diese interessanten Insekten werden der Ordnung der Netzflügler (Planipennia) zugeordnet. Weltweit sind etwa 2000 Arten bekannt. Aber nur bei ca. 10% wird ein auffällige "Trichterbau" beobachtet. In Deutschland sind bisher nur wenige Arten nachgewiesen. Als ein Beispiel, soll die recht häufige Art der Gefleckten Ameisenjungfer (Euroleon nostras) erwähnt werden.

Das Beutespektrum beschränkt sich nicht ausschließlich auf Ameisen. Auch andere Insekten wie Spinnen, Asseln und Tausendfüßler werden nicht verschont.

In der Felsenwelt der Sächsischen Schweiz sind die Ameisenlöwen recht häufig zu beobachten. Meist unter Felsüberhängen, und vor Regen geschützt, findet man im trockenen Sand die Fangtrichter der Larve. Einmal in den Trichter gerutscht gibt es für die Ameise meist kein Entkommen mehr.

Sie werden nach einer tödlichen Giftinjektion in den Sand gezogen und sind Beute des Ameisenlöwen. Anschließend wird das Körperinnere durch injiziert Enzyme verflüssigt und letztendlich ausgesaugt. Ist ihr Hunger gestillt, wird die leere Hülle des Insekts aus dem Trichter geworden.

Fangtrichter des Ameisenlöwen
Lebenszyklus des Ameisenlöwen

Der Ameisenlöwe ist das Larvenstadium der Ameisenjungfer. Dabei durchläuft der Ameisenlöwe drei Larvenstadien. Dies ist ihr längster Lebensabschnitt und dauert meist drei Jahre. Die erwachsene Larve spinnt einen kugeligen Kokon, in dem sie sich zur Puppe häutet. Ihr entschlüpft als Vollinsekt die Ameisenjungfer.

Die Ameisenjungfern ähneln in ihrem Aussehen den Libellen.


>> Brack- und Zerrwespen <<

Weitere Beispiele sind Brackwespen (Braconidae) und Zehrwespen (Proctotrupidae). Im Sommer ist gelegentlich zu beobachten, wie die nur 1-3mm großen Wespen dicht über dem Waldameisennest schweben. Dabei versuchen sie immer wieder sich von hinten den Ameisen zu nähern. Anschließend stoßen sie zur Eiablage blitzschnell nach unten. Ist diese erfolgt, ziehen sie sich danach schnell wieder nach oben zurück um sich ein neues Opfer zu suchen. Das Ei der Wespe wird dabei bevorzugt im Nacken der Ameise abgelegt. Die Larve entwickelt sich dann in der langsam sterbenden Ameise.


>> Fliegen <<

Es sind mehrere Fliegenarten gekannt, bei denen Larven sich endoparasitisch in Ameisen entwickeln. Das bedeutet das ein Parasit in einem Wirt lebt, sich ernährt und entwickelt.

Beispiel: Buckelfliegen (Phoridae):

Buckelfliegen sind weltweit verbreitet. Einige Arten legen ihre Eier in Ameisen und fressen ihren Körper sie von innen auf. Zuletzt dringen sie in den Kopf vor und fressen das Gehirn.

Beispiel: Strongygaster globula:

Diese Fliegenart wird häufig als Ameisenparasit beschrieben, die in den Weibchen von Lasius niger schmarotzt. Die im Abdomen der Ameise lebende Made bewirkt eine Atrophie der Ovarien, so daß die Königin keine Eier legen kann. Der Parasit verlässt den dann noch wochenlang weiterlebenden Wirt im Frühjahr und formt sein Puparium, welcher von den Ameisen wie die eigene Brut beschützt und beleckt wird. Die nach etwa 3 - 4 Wochen schlüpfende Fliege sucht noch vor der Entfaltung der Flügel den Weg ins Freie.

Weiterführende links und Beispiele - Ameisen und Fliegen:

- Buckelfliegen - Tierdoku.com - (Umfangreiche und ausführliche Beschreibung über Buckelfliegen)

- Euryplatea nanaknihali - Eine Fliege wird zum Ameisenhenker

- Strongygaster globula - Die Fliege legt seine Eier in Königinnen von Lasius



>> Spinnen <<

Auch viele Spinnenarten haben es auf Ameisen abgesehen. Ein Beispiel ist die Galgenspinne (Theridium triste) die sich von blitzschnell von oben auf die Ameise herab läßt und die Ameise ergreift. Wieder oben in ihrem Versteck wird sie eingewickelt und anschließend verzehrt.

Weitere Spinnenarten die sich auf Ameisen spezialisiert haben gehören zur der Familie der Theridiidae ( - Kugelspinnen ). Kugelspinnen nannte man früher auch Büschelnetzspinnen (Dahl F. 1910). Ebenso ist der Name "Haubennetzspinnen" gebräuchlich.

weitere Beispiele für Ameisenfressende Spinnen:

Familie: Kugelspinnen (Theridiidae) - Gattung: Lasaeola - Art: Lasaeola tristis (syn. Dipoena tristis)

Familie: Kugelspinnen (Theridiidae) - Gattung: Dipoena - Art: Dipoena torva

Familie: Zodariidae ( Ameisenjäger) - Gattung Zodarion - Die Spinnen dieser Gattung ernähren sich ausschließlich von Ameisen.

Familie: Glattbauchspinnen (Gnaphosidae) - Gattung Callilepis - Die beiden fast gleich aussehenden Spinnenarten Callilepis nocturna und Callilepis schuszteri haben sich ebenfalls auf Ameisen spezialisiert.


interessante links - Ameisen und Spinnen :

- Haupennetzspinnen (Kugelspinnen) - Wikipedia -

- Zodarion - Lebensweise, Arten - Spinnenforum.de -

- Callilepis schuszteri - Lebensweise, Ernährung -

- Theridiidae (Spinnenforum) )


Unter den vielen im Ameisennest lebenden Insekten gibt es einige Arten die dem Volk großen Schaden zufügen können. Diese Ameisengäste werden als sogenannte Synechthren bezeichnet. Mit Hilfe ausgeklügelter Strategien entziehen sie sich den Angriffen der Arbeiterinnen.


Vögel:

Die größten Fressfeinde unter den Wirbeltieren sind die Vögel allgemein. Hierbei sind die Spechte in unseren Breiten die bedeutsamsten Ameisenfresser. Meist der Grünspecht, Grauspecht und Wendehals. Im Winter gehen alle Spechtarten an Waldameisennester wobei vor allem Grün- und Schwarzspecht tiefe Gänge in die Hügel graben. Für sie sind die Ameisennester im Winter überlebenswichtig stellen sie doch eine der wenigen Nahrungsquellen im Winter dar.

Ist die Kuppel des Nestes stark durchlöchert kann Wasser in die Öffnungen eindringen und ein sich ständig wiederholender Wechsel zwischen Tau- und Gefrierzyklen zu indirekten Schäden führen. In der Regel bleibt der Schaden am Nest gering und das Ameisenvolk nimmt keinen größeren Schaden.





Säugetiere:

Ameisennest vom Schwarzwild zerstört
Ameisennest vom Schwarzwild zerstört

Anders sieht es mit Wildschweinen aus. Deren Population in den letzten Jahren in einigen Gebieten stark zugenommen. Die Wildschweine durchwühlen in den Wintermonaten die Nester auf der Suche nach essbaren. Hier haben sie es vor allem auf die begehrten Larven des Großen Rosenkäfers abgesehen. Die Schäden die Wildschweine an den Nestern verursachen sind meist so stark, dass die Nester völlig zerstört werden, und das Volk nicht überlebt.

Auch Dachs und Fuchs sind gelegentlich am Ameisennest zu beobachten, stellen aber meist keine große Gefahr für ein Ameisennest dar. Obwohl auch unsere einheimischen Kröten und Eidechsen Ameisen auf ihren Speiseplan haben, fallen sie als Ameisenvertilger nicht stark ins Gewicht.

Im Sommer werden Nester von Vogeln und Säugetieren nicht nur als Nahrungsquelle sondern auch zur Schädlingsbekämpfung aufgesucht. Sie lassen sich von den Ameisen mit Ameisensäure bespritzen und vertreiben damit lästiges Ungeziefer aus ihrem Fell bzw. Gefieder.


Der Mensch

Die Menschen haben schon vor vielen Jahrhunderten in das Leben der Ameisen eingegriffen. Meist war dies das Sammeln von Ameisenpuppen. Die Puppen wurden vor allem von der Stadtbevölkerung für die Fütterung der Stubenvögel verwendet. In Österreich wurde sogar ein Berufsgruppe nach dieser Tätigkeit benannt. Die Personen, die dieser Tätigkeit nachgingen wurden als "Ameisler" bezeichnet.

Beschrieben wird der Beruf des "Ameislers" sowie viele andere mittelalterische Gewerke in dem informativen und sehr unterhaltsamen Buch von Michaela Vieser "Von Kaffeeriechern, Abtrittanbietern und Fischbeinreißern: Berufe aus vergangenen Zeiten" .

Durch Wegebau beschädigtes Nest
Durch Wegebau beschädigtes Nest

Auch noch heute stellt der Mensch noch eine nicht geringe Gefahr für die Nester der Waldameisen dar. Hier denke man vor allem an die Forstwirtschaft mit Holzeinschlag und Wegebauarbeiten mit schwerer Technik.

Dabei müssen nicht immer die Nester direkt zerstört werden sondern auch abrupte Veränderungen der Lebensraum der Ameisen sind problematisch. Plötzliche Freistellung des Nestes, Entnahme von Blattlausreichen Nahrungsbäumen können zur Schwächung oder Untergang eines Volkes führen.

Die forstlichen Maßnahmen lassen sich in aller Regel planen so das Schaden für die Nester vermieden oder Minimiert werden kann. Dazu gehört zum Beispiel das Markieren der Nester vor dem Holzeinschlag, belassen einer ausreichenden Anzahl von Belaufbäumen in der Umgebung und ein abruptes freistellen des Nestes.

Auch bei Straßenbauarbeiten trifft man mitunter auf Ameisennester. Hier ist in der Regel eine Rettungs- bzw. Notumsiedlung erforderlich die von ausgebildeten Ameisenwarten durchgeführt werden muss und bei der unteren Naturschutzbehörde zu beantragen ist. Das gleich gilt auch für Privatgrundstücke auf denen Ameisen eine unzumutbare Belästigung darstellen können.

Aber auch Wanderer und zerstören oder beschädigen gelegentlich die häufig an Wegen und sonnigen Stellen liegende Ameisenhügel. In diesem Fall können kleine bauliche Maßnahmen in Form von Absperrungen aus Holz und Erläuterungen auf Informationstafeln helfen, die Akzeptanz für hügelbauende Waldameisen zu erhöhen.

Diese ganzen Maßnahmen setzen natürlich voraus, dass die Standorte der Nester bekannt sind um rechtzeitig reagieren zu können.



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Literaturquellen:

- Die Waldameise: Biologie-Ökologie und forstliche Nutzung

- Ameisenlöwen und Ameisenjungfern - Johann Gepp/ Herbert Hölzel


Interessante links :

- GEO - Schönes Video über die Sandfalle des Ameisenlöwen

- Wikipedia- Die Brackwespen

- Zehrwespen - Beschreibung der Arten

- Wikipedia - Der Großer Rosenkäfer

- NABU - Der Ameisenlöwe - Insekt des Jahres 2010

- Beruf des "Ameislers"


Letzte Änderung am 14.01.2017

  Kontakt: goldi@hm-noroc.de