In Deutschland wurden bislang 114 Ameisenarten nachgewiesen von denen wiederum in Sachsen 79 Arten beobachtet wurden.
Darunter befinden sich 13 Arten, die den hügelbauenden Waldameisen zugerechnet werden.
deutscher Name | wissenschaftlicher Name |
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Große Rote Waldameise | Formica rufa |
Kleine Rote Waldameise oder Kahlrückige Waldameise | Formica polyctena |
Wiesenameise | Formica pratensis |
Strunkameise | Formica truncorum |
Starkbeborstete Gebirgsameise | Formica lugubris |
Schwachbeborstete Gebirgsameise | Formica aquilonia |
Uralameise | Formica uralensis |
Große Kerbameise | Formica execta |
Furchenlippige Kerbameise | Formica pressilabris |
Moor- Kerbameise | Formica forsslund |
------- | Formica foreli |
-------- | Formica bruni |
Blutrote Raubameise | Formica sanguinea |
Die Kahlrückige Waldameise ist die am häufigsten anzutreffende Art unserer Wälder. Große Kolonien mit meist hoch aufragenden Nestkuppeln sind in der Regel Wohnstätten der Kahlrückigen Waldameise. Sie gehört zu den polygyn lebenden Arten. Das sind Arten in deren Nestern nicht nur eine sondern viele (bis zu 1000) Königinnen leben. Die Königinnen legen ca. 10 Eier am Tag was auf dem ersten Blick recht wenig erscheint. Berücksichtigt man aber, daß sich bis 1000 Königinnen im Nest aufhalten, ergibt sich ein völlig anderes Bild. Diese große Reproduktionsrate erlaubt ein schnelles Wachsen der Nester.
Ihre Nester werden meist auf einem Holzstumpf erbaut. Errichtet wird ihre Unterkunft meist nicht an extrem sonnigen Standorten sondern an leicht beschatteten Stellen.
Bei starker Beschattung in dichten Beständen werden bis zu 2m hohen Kuppeln errichtet. Befindet sich das Nest an einem sonnigen Standort sind die Nester flach und in die Erde eingelassen.
Durch ihre Lebensweise können ihre Kolonien theoretisch unendlich lange existieren. So gibt es eine Kolonie die seit 1850 bekannt ist und zweimal eine Bestandesumwandlung nach Kahlschlag mit großen Verlusten überlebt hat [1].
Die Bestimmung der Art gestaltet sich nicht so einfach wie bei der Raub- und Strunkameise. Eine Lupe ist in der Regel nicht ausreichend sondern ein Mikroskop mit mindestens 40facher Vergrößerung. Zu verwechseln ist sie mit der großen roten Waldameise (Formica rufa).
Die große rote Waldameise ist eine eher selten anzutreffende Art. Sie ist eine meist monogyme Art, das bedeutet in ihrem Nest ist nur eine Königin für das Überleben des Volkes verantwortlich. Stirbt die Königin stirbt das ganze Volk in wenigen Jahren aus. Die Existenz des Nestes ist also unmittelbar an die Lebensdauer der Königin gebunden. Der Duft des Volkes ist komplett auf die eine Königin ausgerichtet. Wer diesen Duft nicht trägt wird als Feind erkannt und sofort angegriffen. Dies gilt auch für Nester der großen roten Waldameise. Eine Königin kann an einem Tag bis zu 300 Eier legen.
Die Nester der roten Waldameise sind gewöhnlich alleinstehende Nestkuppeln die nicht die Größe der Kahlrückige Waldameise erreichen.
Auch sie errichten ihr Nest in der Regel auf einem alten Baumstumpf.
Die Wiesenameise mag trockene warme lichtdurchflutete Standorte wie Waldränder, Lichte Waldbestände und sonnige Wege. Ihre Nester unterscheiden sich von den beiden oben genannten Arten durch eine recht flache Bauweise. Die Nester sind meist stärker vergrast und werden nur gelegentlich über einen Baumstrunk errichtet die gewöhnlich an ihren bevorzugten Standorten fehlen.
Ihre Nester sind wie bei der Kahlrückige Waldameise polygyn das heißt es sind mehrere Königinnen im Nest (ca. 100).
Typisch für die Wiesenameise sind ihre Straßen im Gras. Diese haben sie sich mit ihren Schneidwerkzeugen in das Gras geschnitten.
Um die Art sicher zu bestimmen sollte man ein Mikroskop verwenden. Ihr Aussehen und ihre wichtigsten Bestimmungsmerkmale finden sie auf der Internetseite der "Deutschen Ameisenschutzwarte" .
Sie bevorzugen sonnige Standorte für den Bau ihrer Nester, das bestätigen auch die bisherigen Beobachtungen im Nationalpark Sächsische Schweiz. Viele Nester wurden an sonnigen und trockenen Felsriffen errichtet.
Die Erfassung der hügelbauenden Waldameisen im Nationalpark hat ergeben, daß der Anteil der Nester der Blutroten Raubameise über den sächsischen Mittelwert von ca. 10% liegt. Verantwortlich sind die schon erwähnte Vielzahl an günstigen Lebensräumen in der Felsenwelt der Sächsischen Schweiz die in anderen Gebieten Sachsens eher selten sind.
Die Nester sind sehr variabel. Es gibt Nester mit und ohne Hügel sind aber meist unscheinbar unter Steinen und Totholz mit relativ wenig Nestbaumaterial und sehr unterschiedlich in ihrem Aussehen. Bei der Suche nach Nestern sind die Nester dieser Art, die meist sehr unscheinbar sind, leicht zu übersehen. Im Vergleich zu dem anderen Arten der Hügelbauenden Waldameisen ist die Größe des Volkes mit meist 2000 bis 7500 Arbeiterinnen recht bescheiden. Sehr schwache Nester haben nur eine Individuenzahl unter 500. Völker mit mehr als 10000 Arbeiterinnen sind eher die Ausnahme.
Die Blutroten Raubameisen ist eine sehr aggressive Art. Sie führen regelrechte Raubzüge gegen andere Arten bevorzugt
bei Serviformica Arten ( Formica fusca , Formica cunicularia
und Lasius alienus
). Der
Zweck ist einmal die Nahrungsbeschaffung und andererseits das Ausschalten von Konkurrenten. Ein Teil der geraubten Brut wird nicht gefressen
sondern als Hilfsameisen aufgezogen. Auch gerade geschlüpfte Arbeiterinnen und Puppen werden mit übernommen. Recht selten werden auch Nester von Formica rufa
und pratensis überfallen und deren Brut aufgezogen. Die fremden Nestbewohner sind in der Regel nicht außerhalb des Nestes zu beobachten.
Die Ameisen der Formica sanguinea reagieren sehr stark auf Erschütterungen in ihrer Umgebung. Wenn man sich in der Nähe eines Nestes befindet kommt es zu einer starken Aktivitätszunahme der Nestbewohner.
Der Schwarmflug der Blutroten Raubameisen ist recht lang, die Geschlechtstiere können von Ende Mai bis Anfang September beobachtet werden. Bei der Bildung neuer Staaten und Nester sind die Raubameisen eine recht flexible Art. So können junge Königinnen im Mutternest oder in artgleichen fremden Nestern adoptiert werden. Die dabei entstehenden polygynen Nester, die später Tochternester bilden können. Anderseits können Jungköniginnen in Nester von Hilfsameisenarten wie z.B. F. fusca oder F. cunicularia eindringen, deren Königin töten und das Volk übernehmen (sozialparasitismus). Das übernommene Volk zieht anschließend den Nachwuchs der Sanguinea Königin auf. Eine weitere Möglichkeit ist die unabhängige Gründung einer Kolonie durch mehrere Jungköniginnen an einer geeigneten Stelle um Eier zu legen und die Brut aufzuziehen.
Die Besiedlung neuer Lebensräume erfolgt immer durch sozialparasitische Koloniegründung einzelner Jungköniginnen. Danach erfolgt der Übergang zur Polygynie und späterer Bildung von Tochternestern.
Von den anderen Arten der Waldameisen kann man sie recht leicht unterscheiden. Schon mit einer Lupe ab 10- facher Vergrößerung kann man die, nur bei der Raubameise zu beobachtende, Einkerbung am Vorderrand des Kopfschildes erkennen. Sehr gut ist die Einkerbung auf der Internetseite der "Deutschen Ameisenschutzwarte" zu erkennen.
Die Strunkameisen Leben meist auf sonnigen Standorten wie Waldränder, Lichtungen und sehr trockenen Standorten. Im Vergleich zur roten und kahlrückigen Waldameise ist sie eine eher selten anzutreffende Art.
Strunkameisen gelten allgemein als monogyn besitzen also nur eine Königin und damit nur eine begrenzte Lebensdauer. Ihr Nestbau erfolgt sehr langsam und die Kuppeln bestehen überwiegend aus Pflanzenteilen mit einem zum Teil vorgelagerten Nesthäufchen. Es werden aber auch Nester in Felsspalten, Sträucher und verfallene Holzabschnitte zur Nestanlage genutzt. Die Nester sind unauffällig und können leicht übersehen werden. Nur selten werden große Nester beobachtet.
Die Bestimmung der Art ist recht einfach. Auch hier ist eine gute Lupe ab 10- facher für eine grobe Bestimmung ausreichend. Sie ist am Kopf und Rücken rostrot gefärbt und stark behaart und somit mit keiner anderen Art der Hügelbauenden Ameisen zu verwechseln.
Die Kerbameise ist das Insekt des Jahres 2011 und in Sachsen erst einmal nachgewiesen wurden. Die Kuppeln bestehen in der Regel aus zerstückelten Grashalmstücken. Die Völker der Kerbameise haben in Mitteleuropa meist mehrere Königinnen. Durch Zweignestbildung entstehen nestreiche Kolonien.
Sie unterscheidet sich äußerlich von den anderen beschriebenen Arten durch eine deutliche, daher der Name "Kerbameise", Einkerbung ihres Hinterkopfes. Sie sind auch etwas kleiner als die anderen Arten der Hügelbauenden Ameisen.
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Die Waldameise: Biologie-Ökologie und forstliche Nutzung - Karl Gößwald
- Zeno.org - Beschreibung der Arten hügelbauender Waldameisen
- Ameisen Wiki - mit einer ausführlichen Beschreibung der Arten
- Ameisen Wiki - Formica fusca
Letzte Änderung am 12.12.2014 Kontakt:
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