Der Forstgraben bei Hohnstein


Historisches zum Forstgraben:

Hohnstein Brandstraße, Forstsäule am Forstgraben
Forstsäule am Forstgraben

Wer von Hohnstein auf der Brandstraße nach dem Brand wandert, wird etwa auf halben Wege zur linken, neben eine Wegweiser und einer Bank, eine Steinsäule entdecken. Hier beginnt der Einstieg in den Forstgraben, der die Brandstraße mit dem tiefen Grund verbindet. Vor der Errichtung eines durchgehenden Fahrweges von Hohnstein durch den tiefen Grund nach Bad Schandau, stellte der Weg durch den Forstgraben die wichtigste Verbindung zwischen beiden Orten dar.

Schon die beiden Entdecker und Erschließer der Sächsischen Schweiz Carl Heinrich Nicolai und Wilhelm Leberecht Götzinger durchwanderten den Forstgraben. Nicolai beschrieb den Weg in seinem "Wegweiser durch die Sächsische Schweiz" (1801) zum Beispiel folgendermaßen: "Mann gehe oder fahre nun bei dieser Säule in den Grund, so geben die hohen Felsen zur rechten, die die Forstberge heißen, mit dem tiefen, mit lachendem Grün bedeckten Grund unter ihnen einen reizenden Prospekt. Unten wandelt man zwischen sehr hohen Felswänden neben grünen Sträuchern, am Rande eines kleinen Bächleins, welches das Grundwasser heißt, dahin und findet in Betrachtung der Beschaffenheit des Tales und der sehr hohen Felswände die angenehmste Unterhaltung."

Götzinger erwähnt den Forstgraben nur kurz und schreibt das der Weg nur als Fußweg taugt und schreibt: "Man würde mit Pferd und Wagen verunglücken, wenn man es wagen wollte, diesen Weg hinunterzufahren." Das ist ein Hinweis darauf, dass der Weg erst später für Verkehr mit Pferd und Wagen ausgebaut wurde.

Forstgraben bei Hohnstein
Einmeißlungen im Forstgraben

Lange Zeit war der Weg durch den Forstgraben ein Bestandteil des historischen Malerwegs. Von Hohnstein kommend, besuchte man zuerst den Brand und bog nach dessen Besuch auf dem Rückweg in den Forstgraben ab, und wanderte anschließend durch den tiefen Grund weiter bis nach Bad Schandau.

Im oberem, dem steileren Teil, ist der Weg teilweise mit Sandstein gepflastert und unter großem Aufwand aus dem Fels herausgemeißelt wurden. Je tiefer man in den Graben eindringt umso flacher wird der Weg.

Auf dem steilen Abschnitt des Aufstieges aus dem tiefen Grund sind auf den gesetzten als auch dem gewachsenen Sandstein deutlich sichtbare Querrillen eingeschlagen. Diese gaben den beschlagenen Pferden mehr halt auf ihren beschwerlichen Aufstieg zur Brandstraße. Diese Einkerbungen finden sich auch an anderen Wegen in der Sächsischen Schweiz. Zum Beispiel am Steinrückenweg von Stadt Wehlen auf die Bastei und weniger Auffällig am Weg von der Brandstraße zum glatten Stein.

Die Geschichte der Steinsäule:

Steinsäulen, die den Wanderern den Weg und die Entfernung zeigen, finden wir in der Sächsischen Schweiz an zahlreichen Stellen. Um zu klären warum gerade an dieser Stelle diese "Steinerne Säule" steht, muss man bis ins Jahr 1795 zurückblicken. Am 1. Mai 1795 fand auf dem Hohnsteiner Galgenberg die letzte Hinrichtung statt. Der Kunstpfeiferlehrling J.G.Böhnisch aus Löbau hatte "auf dem Wege nach Stolpen, am Lohmener Grund, einen Reisenden um des Geldes willen, das er bey sich führte, mit einem aus der Feldumzäumung gezogenen Pfahle erschlagen". Unter den Schaulustigen waren der Hohnsteiner Pastor Gerschner und der Vikar Ernst Friedrich Pieschel. Nicolai beschrieb das Ereignis sehr ausführlich:

"Nach der Hinrichtung lud Pastor Gerschner Pieschel zu sich ein. Gegen 16 Uhr machte er sich auf den Weg nach Bad Schandau um Freunde zu besuchen. Aus nicht genau geklärten Gründen, höchstwahrscheinlich litt er an Sehproblemen, verfehlte er den Abstieg in den Forstgraben und stürtzt im der Nähe des Brandes von einer Felswand.

Der Hohnsteiner Förster Porschberger leitete die Suche, ein die aber zunächst nicht zum Erfolg führte. Erst zehn Wochen später fand er vom Holzmacher Hänel aus Porschdorf gefunden. Pieschel zu Ehren und das zukünftig Reisende vor einem Unglück geschützt sind, wurde an dieser Stelle 1795 eine steinerne Säule aufgestellt."

Nach 1960 wurde die Säule zerstört. Reste von ihr sind noch heute im Forstgraben zu finden. Den 200. Jahrestag der Errichtung nahm das Sächsische Forstamt Lohmen zum Anlass, eine neue Säule herstellen zu lassen. Noch vorhandene alte Fotos und die Reste der Säule im Forstgraben ermöglichten eine genaue Rekonstruktion. Aufgestellt wurde die neue Säule am 18. Juli 1996.[2]

Hohnstein Brandstraße Forstsäule am Forstgraben
Mondviole im Forstgraben

Interessantes:

Durch den Forstgraben wurden über lange Zeit Kutsch- und Versorgungsfahrten nach Hohnstein und dem Brand durchgeführt. Noch um 1930 wird von einem abgestürzten Pferdegespann berichtet bei dem ein Pferd den Tod fand.

Im oberen Teil, an einem geneigten Felsen, entdeckt man mehrere alte Eimeißlungen, deren Bedeutung nicht bekannt ist. So sind neben zahlreichen Buchstaben und Zeichen ach die Jahreszahlen 1713, 1810 und 1872 eingeschlagen. Sie können als Zeichen für alte Wegebaumaßnahmen im Forstgraben hindeuten.

Forstgraben bei Hohnstein-alte einmeißlungen
Einmeißlungen im Forstgraben

Der Forstgraben wurde im 16. Jahrhundert auch als der "Heilige-Drei-Könige-Weg" bezeichnet. Woher diese Bezeichnung stammt ist nicht mehr nachvollziehbar.

Wer im Frühling den Forstgraben durchwandert, kann im oberen Abschnitt des Weges, ein größeres Vorkommen der weißblühenden Mondviole ((Lunaria rediviva) bewundern. Die Pflanze ist auch unter dem Namen Silberblatt bekannt, und in anderen Gebieten der Sächsischen Schweiz zu beobachten.








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Literaturquellen:

- Carl Heinrich Nicolai - "Wegweiser durch die Sächsische Schweiz" - Ausgabe 1801 - S.39

- Richard Vogel - Werte unserer Heimat (Gebiet Königstein)

- Rene Prokoph - Steinerne Wegweisersäulen im Landkreis Sächsische Schweiz


Letzte Änderung am 07.02.2014